Natalies Diary
Humor Natalies Diary
AUDIO,  Gedanken

Humor ist wenn man über Klischees trotzdem lacht

Anhören
Diesen Artikel anhören

Jeder denkt er habe Humor. Ich kenne niemanden, der über sich selbst sagen würde: „Ich bin total humorlos“. Und wie siehts mit dem Lachen über sich selbst aus?

(ursprüngliche Veröffentlichung dieses Artikels: August 2020)

Tatsächlich, die meisten Menschen können über irgendetwas lachen. Es gibt beinahe für jeden Menschentypen etwas, was er total komisch findet. Dieser Humor hört nur einfach oftmals an der gleichen Stelle auf, egal wie unterschiedlich das ist, was man sonst für gewöhnlich komisch findet: Bei sich selbst. 

Endlich wieder Lachen

Ich habe in den letzten Tagen generell nicht viel gelacht. Ich war unendlich traurig, weil mein Hund, der seit 8 Jahren an meiner Seite war, am letzten Wochenende gestorben ist. Er fehlt mir so sehr. Und es fällt mir schwer ihn loszulassen, gehenzulassen und wieder in einen normalen Alltag zurückzufinden. Ich weiss auch nicht mal, ob das unbedingt erstrebenswert ist, denn Trauer braucht nun mal seine Zeit, auch bei einem Tier. Mir egal, wenn viele Menschen das nicht nachvollziehen können. Trauer über den Tod eines Tieres und über den Tod eines Menschen ist für mich ein und dasselbe. 

Dieser Umstand hat mir das Lachen natürlicherweise ein wenig versaut. Heute allerdings wollte ich mich mal wieder mit einem anderen Thema beschäftigen als den Tod meines Freundes. Und zur Abwechslung auch wieder mal mit was anderem als dem Thema „Sekte“, worüber ich diese Woche ein Video machte und einige Blogbeiträge schrieb.

Zufällig und glücklicherweise gibt es nämlich in meinem Leben nicht nur meine Sektenvergangenheit sondern auch ein ganz normales Leben, Gefühle und Gedanken wie sie auch sonstige „Normalsterbliche“ haben. 

Unterschiede Mann und Frau – Klischees und Witze

Ich las nun also ein Buch komplett durch. Zugegeben dieses kleine Werk hat gerade mal 100 Seiten, es war also keine Meisterleistung. Das amüsante Thema: „Langenscheidt: Deutsch – Mann / Mann – Deutsch“ (https://amzn.to/31an0lp – siehe unten) geschrieben von 2 Frauen mit einem äusserst frechen Mundwerk. Männer, zieht Euch warm an! Aber wenn Ihr Frauen nun glaubt, hier ungeschoren davon zu kommen, habt Ihr Euch getäuscht. Denn ein paar amüsante, aber mahnende Worte laden auf humorvolle Art und Weise ein, etwas wohlwollender mit dem anderen Geschlecht umzugehen. Und nicht nur die eventuelle Andersartigkeit und unverständliche Verhaltensweise von Männern anzugreifen. (Eine Kostprobe aus dem Buch kannst Du weiter unten im Text lesen.)

Genau hier höre ich bereits Aufschreie von Gender-Gleichheits-Verfechtern, die es in allerhöchstem Masse verurteilen, auf den Unterschieden von Mann und Frau zu bestehen und damit Klichees zu fördern.

Gender-Aufschrei – Humor unangebracht?

Ohne mich zu sehr in das Gender-Thema zu vertiefen – ich könnte darüber ein separates Buch schreiben – gebe ich diesen Verfechtern recht und ich gebe ihnen gleichzeitig nicht recht. Gleichwertig zu sein bedeutet für mich nicht „gleich“ zu sein. Da SIND geschlechtsspezifische Unterschiede (die aber wohlgemerkt nicht in JEDEM Fall zutreffen).  Dieses Wegzudiskutieren und Nicht-wahrhaben-wollen macht unser Zusammenleben nicht unbedingt einfacher.

Andererseits haben Vorurteile, Rollenklischees, Manipulation und ein falsches Verständnis darüber, wie ein Mann oder eine Frau sein „müsste“ dazu beigetragen, dass es eine ganze Menge von Ungerechtigkeit und Unverständnis in unserer Gesellschaft gibt. Das steht für mich ausser Frage, und das hab ich am eigenen Leib verspüren dürfen. Denn einer religiösen Gruppe anzugehören, die die Frau wie im Mittelalter, hierarchisch unter den Mann stellt, ist im höchsten Masse menschenverachtend.

Die letzten Jahre habe ich mich viel dem Thema Frauen, Frauenbild, Rollenvorstellungen und vor allem dem eigenen Kennenlernen als Frau gewidmet. Es war wichtig für mich, ein Verständnis für mich selbst (meinen Körper, meine Gefühlswelt, meine mentale Welt) zu bekommen. Ich beschäftigte mich auch mit der Geschichte von uns Frauen, den Hexenverbrennungen und der Unterdrückung meiner Vorfahrinnen. Es ist sicher wichtig hier mal einzutauchen und auch zu sehen, wie vieles davon selbst in unseren Breitengraden noch negativen Einfluss hat.

Humor oder Überempfindlichkeit?

Ich habe aber langsam die Nase voll davon, nur noch auf dieser Vergangenheit rumzuhacken, als ob ich – allein weil ich eine Frau bin – ihr hilflos ausgeliefert wäre und heute immernoch ein sogenanntes Opfer sein muss.  

Ich sehe die Empfindlichkeit, die manche meiner Geschlechtsgenossinnen an den Tag legen (ich nenne sie jetzt mal einfach Hardcore-Feministinnen) als problematisch an, in einem Zusammenleben von Mann und Frau an.

Mit einer fast kriegerischen Attitude auf den eigenen Rechten zu pochen, Männer im allgemeinen als den Feind zu betrachten und dies die Männerwelt auch spüren zu lassen, ist kein Weg, den ich für mich wähle. Nicht der Mann ist (in vielen Fällen) das Feindbild. Wenn dann höchstens gesellschaftliche Strukturen, die total veraltet sind und in Frage gestellt gehören.

Wenn jeder Frauenwitz oder die Anspielung auf Unterschiede zwischen Mann und Frau als Angriff aufgefasst wird, dann wird das Leben doch ziemlich humorlos. Sollte ein Witz tatsächlich für mich einen respektlosen Charakter annehmen (das ist aber in meinem bisherigen Erfahrungen doch eher selten der Fall), dann halte ich es für eine wesentlich bessere Variante, darüber zu lachen und einen spitzen Boomerang mit einem Augenzwinkern zurückzufeuern. Wenn ich mich einfach nur aufrege und beleidigt bin, dann bin ich wiedermal in der Opfer*rolle. In so einem Fall, wie dem beschriebenen, schlage ich lieber mit den gleichen Waffen zurück. ;-).

Das gilt für mich übrigens auch bei allen anderen Themen, wo Unterschiede oder sogar Vorurteile (siehe Blonde Frauen, Hautfarben, Kulturen, Berufe, usw. ) thematisiert werden und “Political Correctness” zu einem Todschlag-Argument und einer moralischen Keule mutiert.

Feindbilder helfen niemandem

Und hier meine Erfahrung damit: Oftmals war selbst ein respektloser Witz nicht so gemeint, wie ich ihn auffasste – egal ob es mich als Frau oder mich als Mensch betraf. Ich habe Witze und ernsthafte Vorurteile über mein Geschlecht, meine Haarfarbe (vor allem als ich noch ein wenig blonder war), meine Hautfarbe (als ich einige Monate nur unter dunkelfarbigen Menschen lebte), meine Nationalität (Deutsch = Nazi) usw. gehört. Eine bösartige Intention kann man allerdings den wenigsten unterstellen. So konnte sich auf humorvolle Art und Weise eine Situation entspannen, ohne dass ich schon wieder im Opfer*- oder Kampfmodus war.

Ja, es gibt immernoch viel Ungerechtigkeit auch in unserer forgeschrittenen, emanzipierten, aufgeklärten Gesellschaft. Das ist sicher nicht von der Hand zu weisen. Die Gründe hierfür lass ich mal dahin gestellt. Es gibt auch die Feine der Gleichberechtigung, die Feinde der Aufgeklärtheit, die Feinde des friedlichen Miteinanders. Aber generelle Feindbilder (wie “der alte weisse Mann”) helfen in dem Zusammenhang niemandem. Humor jedoch, in dem Sinne nicht immer alles so bitterernst zu nehmen und die eigenen Merkmale oder sogar Schwächen einfach mal selbst zu belächeln, ist ein so unglaublich harmonisierendes Mittel, ein solcher Streitschlichter und verbindungsschaffender Friedensstifter. Ich wundere mich, dass wir nicht mehr davon einsetzen. In unseren Partnerschaften, mit Freunden, im Berufsleben – einfach überall, wo Menschen aufeinandertreffen.

Das Buch der Eigenarten und Klischees – Humor oder Angriff?

Wenn wir alles aus diesem Buch so ernst genommen hätten, hätte sowohl mein Mann, der „erdulden“ musste, dass ich ihm das ganze Buch vorlas, als auch ich, auf diese beiden Frauen schimpfen können. Weil es manchmal schon nicht ganz einfach ist, mit Eigenarten konfrontiert zu werden, die einem an sich selbst oder am anderen tierisch aufregen. Oder aber, wenn etwas zum Merkmal des eigenen oder des anderen Geschlechts deklariert wird, das ich doch wirklich sehr in Frage stellen möchte und schon wieder in Richtung Klischee geht.

Mein Mann und ich stellten fest, dass es eine Menge gibt, was Frauen oder Männern zugeschoben wird, in unserem Fall jedoch genau umgekehrt ist. 

Eine Kostprobe gefällig?

„Dem modernen Mann gelingt es aber nicht mehr so gut wie noch seinem Vater, einer Frau plausibel zu machen, dass es einfach nicht im Plan der Natur vorgesehen ist, dass ein Mann in der Küche steht, das Waschbecken sauber macht oder gar eine Waschmaschine bedient.“

„Heute ist sein Argument: „Wenn sie es unbedingt so ordentlich will, dass man noch einzelne Möbelstücke erkennt, dann muss sie eben selbst dafür sorgen.“ Geht es nach ihm, ist das nämlich alles nicht nötig.“

„Er sagt: „Sei doch nicht so pingelig“ und meint damit: „…seine getragenen Socken, die überall herumliegen, Staubflusen in der Grösse von Kinderköpfen, Toilettensitze, die man eigentlich nur mit dem Sandstrahler sauber bekommt.“ (Quelle: https://amzn.to/31an0lp – siehe unten)

Vertausche hier „Mann“ und „Frau“ und Du bekommst eine Ahnung davon, wie die Situation in UNSERER Beziehung ist. Dieses offene Eingeständnis macht mich ein wenig verlegen (wie gesagt, ist es nicht ganz einfach, die eigenen Schwächen so deutlich vor Augen zu haben) und gleichzeitig muss ich und mussten wir beide beim Lesen dieser Passagen unglaublich lachen.

Humor ist der Schlüssel

Humor ist der Schlüssel zu guter Kommunikation. Das stelle ich immerwieder fest. Gelingt mir das immer? Nicht mal annähernd, nicht mal meistens, nicht mal oft. Ich gebe es offen zu. Ganz ehrlich? Sonst würde ich auch nicht darüber schreiben, wenn ich nicht genau damit oft so meine Problemchen hätte. Die Gedankenanstösse in diesem Artikel dienen auch mir selbst als Impuls und zur Bewusstwerdung. 

Denn im Bewusstwerden, ohne Wertung, liegt ein weiterer Schlüssel – der zum besseren Verständnis und Umgang mit sich selbst.

In dem Sinne: Wenn Du Dich über einige Passagen dieses Textes aufregst, wenn Dein Herz pocht und Dein Puls steigt, dann frage Dich ehrlich warum. Und ob Du nicht ein paar Dinge im Leben nicht ganz so bitterernst nehmen musst.

*Sorry, wenn ich hier das Wort „Opfer“ so oft und eher in negativer Weise gebrauche. Ich weiss sehr wohl, und das möchte ich mal ganz klar rausstellen, dass es in unserer Welt viele Opfer gibt, die Hilfe brauchen, die kämpfen müssen, die das Schlimmste vom Schlimmen erleben, Frauen (und Männer!) und Kinder, die Gewalt und Missbrauch erleben und keine Chance haben. Da hilft auch kein Humor weiter. Ich denke da beispielsweise an Frauen und Kinder, die zu Sexsklaven gemacht und verkauft wurden. Die wenigsten wissen, dass dies ein RIESEN-Problem ist in unserer Zeit. Darüber las ich vor kurzem einen Bericht einer Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, solche Opfer zu retten. (https://ourrescue.org). Mein allergrösster Respekt geht an Menschen und Organisationen, die sich für die Rechte von Frauen, Männern und Kindern einsetzen!!!

*Produktlink-Hinweis: (https://amzn.to/31an0lp): Wenn du über diesen Link einkaufst, bekomme ich von dem betreffenden Online-Shop oder Anbieter eine kleine Provision. Für dich verändert sich der Preis nicht.

Bücher Natalie Barth Diary
Weitere empfehlenswerte Bücher findest Du hier

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Entdecke mehr von Natalies Diary

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen