Natalies Diary
Angst Natalie Barth
Gedanke des Tages

Was, wenn Angst besser ist, als ihr Ruf?

“Was wenn Angst kein Feind ist, der besiegt werden muss, sondern eine Ressource, die erschlossen werden kann?”

(Psychologie heute, 11/2019, Seite 18)

Angst ist definitiv besser als ihr Ruf. Das im Sinn zu behalten, während wir gerade durch diese weltweite Krise gehen, ist von unschätzbarem Wert. Sie kann ein Wegweiser sein, ein Signal, dass ich genauer hinsehen sollte. Die Angst macht mich auf etwas aufmerksam – im Innen oder im Aussen. Sie kann sogar ungeahnte Kräfte freisetzen.

Wenn ich sie wegdrücke, verleugne, hinter mich bringen will und nach Aussen einfach Stärke und Zuversicht demonstriere, obwohl es sich im Inneren ganz anders anfühlt, ist das eher zum Schaden als von Nutzen.

Klar, keiner will als Angsthase vor andere dastehen. Gerade wenn man im therapeutischen Bereich und in der Coaching-Szene wie ich arbeitet, mag man sich nicht als jemand outen, der es mit der Angst zu tun hat. Da will man Autorität und Stärke demonstrieren, jemand sein, der anderen Sicherheit in Zeiten der Krise vermittelt.

Genau das ist meiner Meinung nach ein grosser Fehler. Denn wir sind alle einfach Menschen, mit einer kompletten Gefühlspalette ausgestattet, zu der auch Angst gehört. Ja, in der heutigen Gesellschaft wird Angst und Unsicherheit zu zeigen, als Schwäche ausgelegt. Und deswegen gerne geleugnet und weggedrückt. Aber sollten wir, die wir andere Menschen in schwierigen Situationen unterstützen, nicht genau das selbst vorleben, was wir anderen vermitteln wollen? Gefühle zulassen und ausdrücken, statt wegdrücken?

Ja, Angst darf man zulassen, annehmen, willkommen heissen. Auch als jemand, der anderen Sicherheit vermitteln und sie unterstützen möchte. «Ich habe Angst» ist ein Eingeständnis, das zeigt, dass auch Therapeuten und Coaches Menschen sind. Was gibt es besseres, um Vertrauen aufzubauen und zu vermitteln, als dass man seine Gefühle nicht verdrängt sondern mit ihnen arbeitet? Das ist zumindest meine Erfahrung. Im Übrigen: Allein dadurch, dass man Angst benennen kann, sie ausspricht, sie sich eingesteht, sie zu Papier bringt, verliert sie bereits an Intensität. *

*Ich spreche hier nicht von AngstSTÖRUNGEN, die ein wirklich belastendes Problem darstellen können. Diese sollte man therapeutisch behandeln und die Tragweite nicht herunterspielen. Aber selbst in diesem Fall hilft es, die Angst erst mal anzunehmen und nicht sie zu bekämpfen, wie dieser Artikel zeigt: Neurologen und Psychiater im Netz

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Willst Du Dich in das Thema vertiefen? Dann schau mal hier, das hab ich für Dich im Netz herausgesucht: Mut zur Angst

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5 Comments

  • Ash-Li

    Natürlich darf Angst sein. Sonst hätten wir Menschen sie nicht. Aber auch hier gilt: Allzuviel ist ungesund. Ich stimme Dir völlig in dem zu, liebe Natalie, was Du oben dazu geschrieben hast.
    Um auch hier eine Balance zu erreichen, ist es eben nötig, in solche Situationen zu kommen, wo die Angst sich zu Wort meldet. Anders können wir sie nicht “trainieren” und beherrschen. Wenn wir das nicht machen, beherrscht die Angst uns. 🙂

    • Natalie

      Liebe Ash-Li
      Ja, hast Du recht. Allzuviel geht dann auch schon wieder in Richtung Angststörung. Und die kann verschiedenste Ursachen haben. Meist wird die Angst aber gar nicht so übermächtig, wenn sie einfach immer wieder ihren (begrenzten) Raum bekommt.

  • Ulrike

    Wenn ich zum Zahnarzt gehen muss, sage ich ihm erst Mal, dass ich Angst habe ? Dann sagt er, ach, das ist doch gar nicht schlimm und schon geht es mir etwas besser.
    Was ich festgestellt habe, dass sich Angst verändert. Früher bin ich in der Weltgeschichte umhergereist, oft auch alleine. Mit 30 habe ich alles verkauft, was ich hatte und nur ein paar Kisten waren bei einer Freundin im Keller verstaut. Ich hatte einen Rucksack und ein Ziel, dass ich für unbestimmte Zeit in einem anderen Land leben wollte. Und so lebte ich fast 3 Jahre in Israel. Es war die schönste Zeit in meinem Leben. Ich hatte nie Angst.
    Das ist lange her und heute könnte ich es nicht mehr tun, weil ich es zum Einen auch gar nicht mehr möchte. Als junger Mensch macht es schon auch mehr Spaß. Aber zum Anderen hätte ich heute auch Angst. Hat man als junger Mensch weniger Angst?

    • Natalie

      Geht mir ähnlich, ich hatte als junge Frau auch weniger Angst. Ich habe einfach GEMACHT. Im Lauf des Lebens kommen Erfahrungen hinzu (nicht immer gute) und die spielen dann bei der Entscheidung ob ich etwas tue oder nicht plötzlich mit eine Rolle. Das Risiko ist uns eher bewusst. Das ist nicht immer so vorteilhaft, weil einen das auch von Dingen abbehalten kann, die wichtig und gut und schön wären. Zuviele Sorgen – was könnte passieren? ist das Risiko zu hoch? – verhindern dann eventuell, dass man noch richtig lebt. Sicherheit wird gegen Leben eingetauscht.

  • Ash-Li

    Richtig. Und dann ist sie auch förderlich. Alles hat mindestens zwei Seiten. Und es liegt an uns selbst, was wir daraus machen. So gesehen ist auch alles neutral, bereit, gebraucht zu werden…. 🙂

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