Ein Buch entsteht. Heute: Dämonen, Sex und Satan

Während Du hier fast jeden Tag einen neuen Eintrag aus meinem Leben , meinen Gefühlen und Gedanken liest, entsteht gleichzeitig ein Buch. Mein Buch. Meine Geschichte.

Ich schreibe seit einigen Wochen daran, mal mehr mal weniger und ich muss zugeben, es ist nicht immer ganz einfach dranzubleiben. Denn ich arbeite vieles aus der Zeit als ich bei den Zeugen Jehovas war – die Absurditäten, die Belastungen, die Erlebnisse –  richtig intensiv auf. 

Man könnte sagen, ich betreibe eine Art Selbst-Therapie. Und diese ist kein netter leichter Spaziergang sondern richtig harte Arbeit.

Über manches aus dieser Zeit muss ich inzwischen lachen. Anderes ist mir heute einfach total unverständlich. Und wieder anderes macht mich traurig und lässt mich schuldig fühlen. Und manchmal löst der Gedanke an bestimmte Situationen sogar immernoch Angst oder zumindest seelischen Stress aus.

Einblicke in mein Buch – Projekt

Ich möchte Euch sowohl hier auf diesem Blog als auch auf meinen Social Media Kanälen – YouTube, Facebook und Instagram – immer mal wieder einen Einblick in mein Projekt geben: Wie arbeite ich, was schreibe ich gerade, was fühle ich dabei.

Ich merke – während die Kapitel entstehen – wie mir erst beim Schreiben wirklich bewusst wird, welche Verbindung zwischen gewissen Ideologien der Wachtturmgesellschaft und dem Stress, den ich oft fühlte, besteht.

Als ich zum Beispiel das Kapitel « Dämonen, Sex und Satan – Von klein auf geprägt» anfing zu schreiben, war mir noch nicht ganz klar, dass da tatsächlich ein Zusammenhang besteht. Die Überschrift wählte ich auch erst im Nachhinein.

Möchtest Du ganz kurz Eintauchen in die ersten Zeilen dieses Kapitels?

Dämonen, Sex und Satan – von klein auf geprägt

“Sie beherrschten mich, sie lebten mit mir, sie waren omnipräsent. Sogar fast alle meine Entscheidungen waren von ihnen geprägt. Wenn ich nicht das richtige tat, musste ich ihre Macht und Hässlichkeit zu Recht fürchten.

Was wie die Beschreibung einer Besessenen anmutet, ist das, was allein der Glaube an die Existenz von Satan und den Dämonen mit mir gemacht hat.

Ja, ich glaubte felsenfest, dass diese fiesen unsichtbaren Mächte ständig auf der Lauer lagen und mich versuchten von Gott wegzubringen, mich zum sündigen zu verleiten, in meinen Geist einzudringen.»

Meine Buch – Recherche

Während der Recherche zu diesem Kapitel in der Literatur der Zeugen Jehovas habe ich eine Menge von Stellen gefunden, in denen vor diesen Wesen richtiggehend Angst gemacht wurde.

Die folgenden Zeilen richten sich an Jugendliche: 

«Jugendliche stehen also vor einer Wahl. Nämlich vor der Wahl, entweder günstig auf die göttliche Belehrung zu reagieren oder den Lehren von Dämonen zu folgen. Da die Methoden, die Satan und seine Dämonen anwenden, wirklich gerissen und verführerisch sind, ist es lebenswichtig, daß ihr euch mit dieser Frage eingehend beschäftigt.» ( w94 15. 5. S. 15-20)

Und schon bald wird der «böse und perverse Sex» mit ins Spiel gebracht:

«Diese perversen Geistwesen sind die unsichtbaren Manipulatoren der sexbesessenen Welt. Es ist ihnen zwar nicht mehr möglich, sich zu materialisieren, aber sie ergötzen sich an den sexuellen Perversionen derjenigen, die sie auf der Erde verderben können»

Was ist denn mit “pervers” gemeint?

Weiter geht’s hierzu in meinem Buch: 

«Und jetzt klären wir mal auf, was hier mit «pervers» unter anderem gemeint ist. In einem Kinder (!)- Buch, («Lerne von dem grossen Lehrer», Seite 61, herausgegeben von der WTG) steht folgendes: 

«Die Dämonen freuen sich, wenn sich die Menschen nicht an Gottes Gebote über Sex halten. Nur wer darf sexuelle Beziehungen haben? — Stimmt, nur Verheiratete»

“Lerne von dem grossen Lehrer”, S. 61, herausgegeben von der Wachtturm-Gesellschaft

Tja, und wer die Lehren der Zeugen Jehovas kennt, weiss, dass da noch ganz viel anders Perverses an Sex-Praktiken existiert: Homosexualität zum Beispiel. Ganz pervers, wie diese Schwulen und Lesben sich aufführen! Interessanterweise begegnet einem beim Lesen der Literatur die Pädophilie als perverse Sexpraktik nicht annähernd so häufig.»

Unbewusst beeinflusst

Wie gesagt, während ich dieses Kapitel schrieb und Recherchen auf der Webseite der Wachtturm-Organisation betrieb, wurde mir erst klar, wie in deren Literatur permanent eine Verbindung zwischen den bösen Geistermächten und Sexualität hergestellt wird. Dieser Zusammenhang hat mich auf jeden Fall unbewusst beeinflusst, so dass meine sexuellen Gefühle immer ein wenig von Angst, etwas Falsches tun zu können, begleitet waren.

Durch das Schreiben verstehe ich mich selbst besser. Und nun hoffe ich, mit dem, was ich über meine Gedanken, Gefühle und mein Leben offenbare, auch andere ein Stück weit zu einem besseren Verständnis für sich selbst führen zu können.

Ein Gedankenanstoss, eine Inspiration, ein Impuls, der vielleicht einiges im Leben eines Aussteigers verändern könnte.

Es könnte auch sein, dass Dich diese Zeilen motivieren, selbst zu schreiben, auch wenn es «nur» in ein Tagebuch ist. Diese Methode, die eigentlich eine Art Therapie darstellt, wird heute in ihrer Wirkung noch viel zu sehr unterschätzt.

Auf jeden Fall danke ich Dir, dass Du Dir die Zeit genommen hast, diese Zeilen zu lesen, in meine Welt ein Stück weit einzutauchen.