“Nicht wissen” ist vertrauenswürdig

In meinen Augen ist der vertrauenswürdig, der sich seiner Grenzen bewusst ist.

“Je mehr ich weiss, desto mehr weiss ich……dass ich nichts weiss.”

….für mich eine der wichtigsten Lebensweisheiten…. oft zitiert, seit Jahrhunderten in verschiedensten Formen bekannt und für die jetzige Lage aktueller denn je.

Ich mag Menschen, die nicht auf alles eine Antwort haben, die nicht GENAU wissen, wie der Hase läuft und zwar zu 100%. Die keinen Zweifel zulassen.
Egal ob es sich um Religion, Weltanschauungen, das Leben, Business, Medizin, Spiritualität, Psychologie oder sonstiges handelt….
Folgendes Eingeständnis wäre so einfach und würde von einer unglaublichen Intelligenz zeugen:

“Nach meinem AKTUELLEN  Wissensstand glaube ich, dass es so ist. Aber das kann sich ändern”

Vertrauenswürdig ist der, der weiss, dass er nichts weiss

Denn sind wir doch mal ganz ehrlich, kein Mensch hat je vollkommenes Wissen, dem nichts mehr hinzugefügt werden muss, erlangt. 

Viele “Gurus” auf ihren Gebieten wollen uns aber genau das weismachen. Ich sehe das zur Zeit vor allem gerade in der Persönlichkeitsentwicklung, der Spiritualität und bei Verschwörungsmythen zur aktuellen Corona-Lage.

Ganz besonders interessant finde ich dabei, dass sehr viele derjenigen, die wirkliches Wissen in einem Fachgebiet erworben haben, oftmals zugeben, dass sie NICHT alles wissen und auch mal ihre Aussagen revidieren müssen, wenn mehr Informationen verfügbar sind.

Und dann gibt es ganz ganz viele Hobby-Fachmänner und -frauen, die aber ganz genau wissen, was hinter allem steckt und selbst nach Monaten oder Jahren und 1000enden von neuen Informationen/Forschungen/Erkenntnissen immer noch auf ihrem Dogma bestehen.

Wem soll ich glauben?

Wenn Du wissen willst, wer in der jetzigen Zeit vertrauenswürdig ist, dann suche Dir Menschen, die auf ihrem Fachgebiet wirklich Ahnung haben. Das sind übrigens nicht unbedingt die, die einen Doktortitel haben und mal was zu dem Thema gelernt haben, aber jetzt in Ruhestand sind oder seit Jahren nur noch an Unis doziert haben, jedoch im praktischen Umfeld in den letzten Jahren keine wirkliche Expertise mehr haben.

Es lohnt sich wirklich, alle sogenannten “Experten” einmal unter die Lupe zu nehmen, bevor man deren Aussagen wild in der Gegend rumschickt “weil das doch ein Professor oder Doktor ist”. Und zusätzlich sollte dieser Mensch auch immer wieder eingestehen, dass er sich geirrt hat, dass er nicht alles wissen kann. Ja und vor allem in der jetzigen Situation sein Vorgehen an neue Situationen anpassen.

Denn wer das in Zeiten einer Pandemie, einer Krankheit, die keiner so genau kennt, deren Auswirkungen keiner bis jetzt voraussagen kann, und sich jeden Tag neue Gesichtspunkte auftun, nicht tut, ist einfach sehr ignorant und alles andere als vertrauenswürdig.

Wir sind alle manipulierbar

Wahrscheinlich will derjenige, der seine Dogmen, Zweifel und fragwürdigen Thesen in die Welt posaunt, einfach nur Aufmerksamkeit erregen. Das soll es bei einigen, die mit dem Ruhestand auch die Anerkennung und den Beifall ihrer Folgschaft an den Unis verlieren, durchaus ein Motiv sein. Plötzlich stehen SIE wieder im Lichte der Öffentlichkeit und das geniessen sie.

In Zeiten von Unsicherheit suchen wir uns Altbekanntes, um wieder etwas Sicherheit zu gewinnen. Menschen, die dann die eigene Weltanschauung untermauern, die Sicherheit ausstrahlen und keine Zweifel zulassen, haben nun ihre Sternstunde.

Menschen, die etwas völlig Konträres, Unbequemes behaupten, etwas das mit einer Änderung unserer Einstellung und Lebensgewohnheiten einhergeht, wie wir sie bisher kannten und die uns nicht in unseren Ansichten bestärken, werden nicht ernst genommen. Oder es werden ihnen böse Machenschaften und unlautere Motive unterstellt. Der Mensch mag keine Veränderung, schon gar keine drastische, die ihn auch noch in seiner persönlichen Freiheit einschränkt.

Vielleicht behalten wir einfach im Auge, dass wir in solchen Zeiten besonders anfällig für Manipulation und populistisches Gedankengut sind. Das erklärt auch, warum Extrem-Parteien (egal in welche Richtung extrem) in Krisen besonders grossen Zulauf haben.

Übrigens: Wer glaubt, er werde nicht manipuliert, ist wahrscheinlich am meisten anfällig für Manipulation.

Zum Weiterlesen:

Wodarg, Bhakdi und Co.: Die Besserwisser in Zeiten der Coronakrise

Arzt ist nicht gleich “Experte” – eine lange Faktencheckliste von Aussagen, wie derer von “Ärzte für Aufklärung” und anderen

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