Natalies Diary
Natalie Barth diary
Gedanken

«Scheiss drauf» – Endlich egal, was andere denken?

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Gerade habe ich mir das Hörbuch Drauf geschissen!: Wie dir endlich egal wird, was die anderen denken von  Michael Leister gekauft. Das ist genau das, was ich brauche. Warum? Weil ich noch viel mehr drauf scheissen will, was andere von mir denken, als ich es bisher tue. “Scheiss drauf” ist ein ganz besonders tolles Zauberwort.

Ich finde, ich habe bei dieser lebenswichtigen Aufgabe bereits höchst bemerkenswerte Fortschritte gemacht. Immerhin bin ich aus meinem früheren Leben in einer Sekte ausgestiegen und habe dabei darauf geschissen, was meine Freunde und sogar meine Familie über mich dachten. Und was sie dachten, ist nicht gerade harmlose Kinderkacke sondern starker Tobak. Denn abgesehen vom völligen Kontaktabbruch mit “nicht mal mehr Grüssen” und “Telefonnummer blockieren”, kamen in schriftlicher Form Sätze auf mich zu, wie «Du bist vom Satan gesteuert und verbreitest satanische Botschaften.» «Du bist ein Zombie und von Deinem Mann manipuliert.» «Du bist egoistisch, lächerlich und vor allen Dingen abtrünnig.»

Kritik und Lästereien – Guru- und Sektenhopper

Aber das hat mich nicht davon abgehalten, meinen Weg zu gehen. Auch nicht die Lästereien und die Kritik, die ich bekam, als ich meinen YouTube Channel startete – diesmal sogar von ein paar Ex-Zeugen Jehovas. Dass ich nicht mehr an die Bibel glaube und das Christ-Sein bewusst abgelegt habe, hat so manch einen irritiert. Es gibt halt doch recht wenig Menschen unter den Aussteigern, die Agnostiker und Atheisten sind oder sich anderen Weltanschauungen zuwenden, als dem Christentum. Dass ich auch da wieder anecken könnte mit meiner Meinung, war mir anfangs nicht bewusst. Ich dachte, wer aussteigt, müsste doch durch seine eigenen Erfahrungen ein wenig mehr Toleranz und Selbstkritik und Kritik an sogenannten Autoritäten gelernt haben. 

Manche Aussteiger kommen mir vor wie Guru-Hopper. Oder Sekten-Hopper. Von einer Gruppe aussteigen und sofort in die nächste rein. Von einer Autoritätsperson, der sie nun folgen, zur nächsten. Ich werde immer stutzig, wenn ich solche Sätze in einem Gespräch mehr als einmal höre: «XY hat folgendes dazu gesagt. XY ist ja eine Koryphäe auf seinem Gebiet und der sagte, dass es so ist.» Dabei haben viele dieser Gruppen oder Autoritätspersonen, die man nun für kompetent hält, nicht unbedingt einen religiösen Charakter. Es gibt sie im Bereich Psychotherapie und Psychologie, Weltanschauung und Philosophie, Persönlichkeitsentwicklung, ja sogar in der Wissenschaft. Aber eben auch in der Religion, im Glauben und in der Spiritualität. 

Ein kleines bisschen mehr von “Scheiss drauf”!

Ich schweife ab. Im Grunde geht es mir ja gerade um die «Scheiss drauf, was andere sagen» – Sache. Ich wurde also auf verschiedenen Gebieten immer mal wieder mit der ungebetenen Meinung und Kritik anderer Leute an meiner Person, meinem Beruf und meinem Leben konfrontiert. Manchmal musste ich einfach lachen, weil es so absurd war. Ganz oft jedoch, habe ich mir aufgrund des Feedbacks richtig tiefe Gedanken gemacht, mich selbst in Frage gestellt und teilweise sogar angefangen, einiges, was ich für mich als wichtig und gut empfinde wieder zu verwerfen.

So, und nun? Ich bin zwar schon weit gekommen mit der «Scheiss-Drauf»-Einstellung. Immerhin habe ich Menschen hinter mir gelassen, die mir mal viel bedeuteten. Ich habe einen Glauben aufgegeben, den ich für die absolute Wahrheit hielt. Und ich mache beruflich etwas, das von manchen Kreisen pauschal verurteilt und lächerlich gemacht wird. Tja, und dann spreche ich auch noch öffentlich über meine eigenen Stoplersteine, mein Scheitern und meine Abgründe. Das veranlasst wiederum bestimmte Personen, mich als schwach abzuwerten. Und so weiter und so fort…

“Scheiss drauf” war in der Sekte nicht möglich

Aber so ganz in jede Körperzelle ist der lebenswichtige Satz noch nicht vorgedrungen. Wie auch,  in so kurzer Zeit. Schliesslich habe ich mir ein paar Jahrzehnte von einer Sekte eintrichtern lassen, dass ich auf meinen Ruf achten muss. Dass ich andere «nicht zum straucheln» bringen darf (zum Beispiel durch aufreizende Kleidung, eine vulgäre Sprache, eine auffällige Frisur, eine kritische Haltung usw.). Oder dass es wichtig ist, wie Gott über mich denkt. Dass es wichtig ist, wie meine Familie und meine Freunde über mich denken. Und ausserdem, dass ich auch alles vermeide, was «Schmach auf den Namen Jehovas und seine Organisation» bringen könnte. Solche blödsinnigen Glaubenssätze habe ich praktisch mit der Muttermilch aufgesogen. Ein «scheiss drauf» durfte ich nicht mal denken – schon allein weil es ein vulgäres Wort beinhaltete.

«Scheiss drauf» bedeutet für mich also wirklich hartes Training. Bis mir das in Fleisch und Blut übergeht, werden wohl noch ein paar Jährchen vergehen.

Wie kann die nur….!?

Ich habe erkannt, dass es IMMER Kritiker und Meckerer geben wird, wenn man das eigene Leben so lebt, wie man es wirklich will. Oder wenn man seine Meinung ungefiltert und ehrlich raushaut. Vor allem kommt so etwas von Leuten, die selbst nicht ihr eigenes Leben leben oder ihre Meinung offen sagen können. Es scheint wie ein Affront gegen das Selbst zu sein, wenn da ein Mensch ist, der sich die Freiheit und Frechheit heraus nimmt, etwas zu tun oder zu sagen, was unpopulär, politisch nicht korrekt, ja sogar skandalös ist. «Wie kann der / die nur…!!»

Ja, wie kann der oder die nur…. auf alles scheissen, was die Mehrheit oder das direkte Umfeld meint? Wie denn nur? Da habe ich tatsächlich selbst noch richtig Nachholbedarf. Mein Grübeln über das, was andere über mich, meine Arbeit, meine Videos, meinen Blog, meine Figur, meine Aussprache, meine Kleidung, meine Weltanschauung, meine Freizeitaktivitäten und weiss der Teufel was denken, behindert mich des Öfteren WIRKLICH zu leben. 

Ich bin gespannt auf dieses Buch. Und wenn ich besondere Erkenntnisse daraus ziehe, werde ich die gerne wieder hier mit Euch teilen. Hier gibt es das Buch übrigens auch als Print-Ausgabe: Drauf geschissen.*

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Zitat scheiss drauf
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2 Comments

  • Ulrike

    Liebe Natalie, dein heutiges Thema betrifft viele Menschen, so zeigt es meine Erfahrung. Im Kleinen muss man sich ständig wehren oder rechtfertigen, wenn man eine Meinung äußert, im Beruf oder bei Bekannten. Manchmal komme ich auf die Schiene der Unsicherheit und muss mir dann wieder meiner Haltung wieder bewusst werden und mich nicht beirren lassen. Das nur im Kleinen….. Im Großen sind es die Ereignisse, wie du sie erlebt hast. Das ist wirklich harter Tobak. Da braucht man einen ganz starken Charakter und du kannst stolz sein, dass du dein Leben in der Hand hast und dass du ganz sicher viele liebe Menschen um dich hast. Es wird immer Menschen geben, die andere kritisieren. Scheiß drauf ?

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