Natalies Diary
das erste Mal Natalie Barth
Gedanken

Wann hast Du das letzte Mal etwas zum ersten Mal gemacht?

Natalie Barth Diary
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Zum ersten Mal – Das erste Mal. Allem Neuen wohnt ein Zauber inne. Und doch wagen wir es so selten, das Neue immer und immer wieder auszuprobieren.

Ich bin seit Wochen, Monaten, wenn nicht sogar Jahren auf einer Entdeckungsreise. Lange Zeit machte ich das, was von mir erwartet wurde. Mehr oder weniger – denn kleine Eskapaden habe ich mir dann doch ab und zu erlaubt. Aber das war dann kein einfacher Tanz auf dem Seil in dieser Sektenlandschaft, in der ich gross wurde. Zu viele Eskapaden hätten ganz schnell ziemliche Konsequenzen für mich gehabt.

Alle 2 Monate eine andere Frisur oder eine andere Haarfarbe, alleine reisen oder wild mit Jungs rumknutschen ohne eine Beziehung bzw. ohne mit demjenigen verheiratet zu sein, war schon ganz schön tricky. Dass ich da nicht viel früher und massivere Probleme bekam, ist wohl dem Umstand zu verdanken, dass sowohl meine Eltern als auch die Gemeinde (Versammlung), in der ich gross wurde, etwas liberaler waren als andere.

Schluss mit dem langweiligen Leben

Irgendwann jedoch passte ich mich den Erwartungen mehr und mehr an, allein aus Resignationsgründen und den ständigen üblen internen Gerichten (Rechtskommittees), die wegen meiner Sünden abgehalten werden mussten. Ich wurde müder und müder. Hatte irgendwann auch keine Lust mehr auf ständig was neues ausprobieren, sondern wollte nur noch irgendwie meine Ruhe haben. Ich empfand mich mehr tot als lebendig und dachte, dass ich das WIRKLICHE, aufregende und tolle Leben dann wohl erst im zukünftigen Paradies haben würde.

Aber es kam anders. Zum Glück. Eine Sache, die zu diesem Glück entscheidend beitrug, war, dass ich meinen Mann kennenlernte. Jeden Tag Routine und der gleiche Trott? Ein normales, gesittetes Leben? Nicht bei ihm. Mit ihm lernte ich (manchmal auch auf die harte Tour), dass es nicht das Lebensglück sein kann, immer die Erwartungen und Anforderungen von aussen zu erfüllen.

Dass wir dann gemeinsam auch die Zeugen Jehovas endgültig verliessen, war ein weiterer Schritt in Richtung Freiheit und Glück. Nicht einfach, aber wer sagte, dass das Leben einfach sein sollte? Gerade die Herausforderungen sind es oftmals, die uns ein gutes Stück vorwärts bringen und das Leben in seiner reinsten Form wirklich spüren lassen. 

Was ich alles zum ersten Mal machte

Natalie Barth meditieren

Ich habe in den letzten Jahren einiges zum ersten Mal gemacht. Zum Beispiel wanderte ich in die Schweiz aus. Ich begann eine neue Ausbildung und besuchte wieder die Schule. Aus dem nichts heraus veranstaltete Womens – Circles, ohne vorher jemals selbst einen besucht zu haben. Ich hielt Vorträge, obwohl ich extreme Menschen- und Versagensängste hatte. Letztes Jahr startete ich mit YouTube, ohne Ahnung zu haben. Ich entwickelte meine eigene Webseite und bildete mich autodidaktisch so weiter, dass ich dies auch irgendwann für andere machen konnte. Dabei arbeitete ich mich auch in komplettes Neuland in der IT ein, z.B. Grafik – Programme und CMS-Systeme. Und dieses Jahr habe ich zum ersten Mal in einer Karaoke-Bar gesungen. Mehr schlecht als recht, aber darum geht es nicht. Es war ein Erlebnis mit Adrenalin-Feuerwerk.

Und ich spielte Lotto, feierte meinen Geburtstag und war auf Weihnachtsfesten. Das mag jetzt nicht gerade weltbewegend klingen. Eher armselig, wenn man sowas als ein superneues aufregendes Abenteuer bezeichnet :-). Allerdings war genau das alles bei den Zeugen Jehovas verboten. Und so war es mir eine wahre Freude all dies ohne schlechtes Gewissen einmal richtig zu praktizieren und mich von den Glaubenszwängen, die ich von Klein auf eingepflanzt bekam, ein Stück weit zu befreien. 

Noch mehr von “zum ersten Mal”

Zum ersten Mal das erste Mal

Sexuell gab es auch ein paar neue Dinge, die ich ausprobierte, die hier aber doch zu intim wären, als dass ich sie näher ausführen möchte. Ich glaube im Thema Sexualität habe ich sowieso die für mich grössten Schritte zur Befreiung gemacht. Vor allem in meinem Geist, nachdem ich dieses ganze Schuld- und Schamkonzept endlich hinterfragte. Und damit konnten die Wunden endlich zu heilen beginnen. 

Jetzt habe ich wieder etwas Neues gewagt und lasse auf mich zukommen, wie es sich weiterentwickelt. Durch das “Blogartikel vorlesen” und das Feedback darauf, wurde mein Ehrgeiz geweckt. Kreativ bin ich schon lange und lebe das auch beruflich aus (Webseiten, Texte etc.) Nun habe ich einen Trailer gemacht und biete meine Stimme auch anderen Menschen für ihre Projekte an. Zum Beispiel für Anrufbeantworter, Erklärfilme oder Hörbücher. Ich möchte ausprobieren und schauen, was daraus wird, lernen wie ich mich in dem Punkt verbessern kann. Es macht mir ausserordentlich Spass und das ist schon mal ein guter Anfang. 

Die Angst vor Fehlern und Scheitern

Kann ich scheitern? Oh ja, das Risiko ist da. Und gescheitert bin ich schon oft, das kenne ich und habe erlebt, dass man danach trotzdem weiterlebt. Die Kultur des Scheiterns wird leider in Europa nicht so gepflegt wie in den USA. Scheitern ist bei uns immernoch etwas Schreckliches, das es um jeden Preis zu vermeiden gilt. Wer mal gescheitert ist, schämt sich eher und zieht sich zurück. Statt aufzustehen und es immer und immerwieder zu probieren.

Nicht scheitern zu wollen («was könnten denn die Leute sagen»), ist eine Lebenseinstellung in unserer Gesellschaft geworden. Um jeden Preis sollen Risiken vermieden werden.

Kein Risiko – kein Scheitern. Aber damit leider auch kein Abenteuer.

Es geht einem eine Menge Spass flöten, wenn man jedes Risiko minimieren und immer in den selben, geordneten Bahnen leben möchte. 

Aber genau diese Angst vor dem Scheitern hält uns auch davon ab immer wieder Neues auszuprobieren und WIRKLICH zu leben. Wenn ich etwas zum ersten Mal tue, ist Scheitern ja praktisch vorprogrammiert. Wirklich gut wird man / wird eine Sache doch erst dadurch, dass man sie immer wieder tut und übt. Welcher erfolgreiche Sänger hat beim ersten Mal als er ein Lied sang, dieses perfekt hinbekommen? Manchmal steckt da jahrelange harte Arbeit drin. Hätte der Sänger allerdings Risikominimierung betrieben, die Angst vor dem «sich lächerlich machen» und vor dem Scheitern sein Leben bestimmt, wäre er niemals erfolgreich geworden. 

Trial and Error – Versuch und Irrtum

Gerade im beruflichen / unternehmerischen Umfeld wird Scheitern als etwas äusserst Negatives im deutschsprachigen Raum gesehen. Dazu gibt es sogar Studien. Scheitern verzeihen viele Menschen nicht gerne. Dazu ein interessanter Artikel: «Über die Kultur des Scheiterns – Können wir verlieren?» 

Was viele nicht sehen oder wahrhaben möchten:

«Kein Erfolg ohne Misserfolg».

Genau das ist die Devise von vielen sehr erfolgreichen Menschen. Wenn die eigenen Ängste – vor allem die Angst vor der Meinung anderer – das Leben bestimmen, bringt man sich leider um ein grosses Stück Lebensqualität und Freiheit. Ein Plädoyer für die «Kultur des Scheiterns» habe ich – speziell im beruflichen Umfeld – hier gefunden: «Warum eine Kultur des Scheiterns so wichtig ist.»

Übrigens, nur so am Rande:

Hättest Du diese Angst vor dem Scheitern schon als Kind gehabt, würdest Du heute noch auf dem Boden rumkrabbeln, statt auf Deinen zwei Beinen zu laufen.

Zum ersten Mal: Keine Angst vor dem Scheitern

Scheitern Aufstehen

Als Kind haben wir keine Angst vor dem Scheitern. Wir machen einfach. Und wenn wir etwas nicht beim ersten Mal hinbekommen, probieren wir solange, bis es eben funktioniert. Die Neugier und das Lernen wollen ist einfach viel grösser als die Angst.

Wenn wir uns diese Neugier auch als Erwachsener wieder aneignen, aufhören ständig über Risiken nachzugrübeln und einfach mal machen – trotz der Angst – dann wird uns das Leben überraschen.

Das verspreche ich Dir. 

Was soll ich denn zum ersten Mal machen?

Du musst nicht gleich in der nächsten Karaoke-Bar singen. Ich weiss, dass viele sich dabei fühlen würden, als stünde der eigene Tod kurz bevor. So habe auch ich mich gefühlt. Aber im Nachhinein bin ich froh, dass ich es getan habe. Ich habe ein Stück Selbstvertrauen dazugewonnen. Du musst auch nicht ständig beruflich etwas neues wagen, so wie ich das immer wieder tat.

Das, was wir zum ersten Mal machen, können auch einfach kleine Dinge sein. Zum Beispiel in der Pizzeria des Vertrauens nicht zum 100sten Mal das gleiche Essen bestellen sondern mal was ganz anderes, verrücktes. Und noch verrückter wäre es, einfach ein komplett neues Lokal auszuprobieren. Oder wie wäre es mit einem Ausflug in eine unbekannte Stadt? Einem fremden Menschen ein Kompliment auf der Strasse machen? Eine neue Sportart ausprobieren? Ein Buch über etwas lesen, wofür man sich noch nie interessiert hat?

Und für ganz mutige Frauen hab ich noch was besonderes: Einfach mal ungeschminkt und unprepariert aus dem Haus gehen. 

zum ersten Mal Berge

Zum ersten Mal immer wieder Dinge ausprobieren stärkt Dich!

Das coole, wenn man immer wieder was Neues ausprobiert, ist: Wir bekommen mehr Selbstvertrauen. Wir lernen uns selbst besser kennen (Selbstbewusstsein) und können so, in letzter Konsequenz, auch unser Selbstwertgefühl stärken. Damit sind wir weniger anfällig in Krisensituationen, weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass meistens nicht heisser gekocht als gegessen wird. Sprich: Befürchtungen treten nicht ein oder sind weniger schlimm als man dachte.

Man erlebt, dass man trotz einer Blamage oder eines Fehltritts weiterleben kann und sich die Wogen wieder glätten. Man bekommt auch eine Ahnung von den eigenen Fähigkeiten und Stärken, was wiederum bewusst macht, dass eine Situation, die übel aussieht, anders angegangen werden kann und Ängste minimiert werden können.

Also, wann hast Du das letzte Mal etwas zum ersten Mal getan? Schon lange her? Dann nichts wie los und rein ins Abenteuer! Und schreib mir doch mal unten in die Kommentare, was genau Du gemacht hast.

Mehr Infos und Inspirationen

Willst Du meinen Trailer sehen, in dem ich meine Stimme anbiete? SCHAU MAL HIER

Willst Du mit der Angst vor dem Scheitern besser klarkommen? DANN HAB ICH HIER EINEN TOLLEN ARTIKEL: Versagensangst – wie man die Sache in den Griff bekommt

Willst Du tiefer eintauchen? Dann sprich mich einfach an, und lass uns drüber reden, wie ich Dich unterstützen kann: Wegbegleitung und Coaching

Noch mehr Zitate und Sprüche findest Du hier

6 Comments

  • Ash-Li

    Klasse, liebe Natalie! – Ja, ich gebe es zu. Ich bin meist gescheitert in meinem Leben. Warum? Ich hatte zu wenig Selbstvertrauen. Dann kam der Umbruch. Mit 37. Ich wurde neugierig auf mich selbst und zu was ich imstande bin. Bin dann gleich mal für zwei Wochen allein (Kunststück, war ja sonst keiner da ausser meiner Tochter, aber dafür reichte das Geld dann nicht) nach Los Angeles in Urlaub geflogen. Das machte so viel Spaß, dass ich es noch dreimal wiederholt habe. 2001 und 2002 ging es dann zweimal nach San Francisco/Mt. Shasta. Das Neue daran war, dass ich zum ersten Mal mit einer Gruppe netter österreichischer Leute dorthin kam.
    Und auch 20002 kam nochmal was Neues auf mich zu: eine stabile und beglückende Partnerschaft, in der ich noch immer lebe. Nach zwei gescheiterten Ehen konnte mir nichts besseres passieren. Ohne Trauschein aber jetzt MIT Selbstbewusstsein gehen wir beide seit 18 Jahren durch Dick und Dünn. Glücklicherweise sind wir uns SEHR ähnlich. 😀
    Aber jetzt mit 63 und einer eher schwachen Gesundheit und zu wenig Geld können wir nicht mehr viel “Neues” erleben. Wir wollen auch nicht mehr. Wir sind müde und lieben unser Zuhause. Das macht uns sehr viel Freude… 🙂

    • Natalie

      Liebe Ash-Li
      Das freut mich so sehr, dass Du eine beglückende Partnerschaft hast und vor allem Dein Selbstbewusstsein gewonnen hast! Ich wünsche Dir vor allem gesundheitlich alles Gute und auch ohne Geld gibt es wunderschöne Sachen, die nicht unbedingt was kosten. Die schönsten Erlebnisse sind doch eh meist kostenlos…. 🙂

  • Ulrike

    Liebe Natalie, das waren wieder mal schöne Gedanken von dir. Vor allem, dass du als ZJ in jungen Jahren mit Jungs rungeknutscht hast ? . Ich dachte, nur ich hätte das damals gemacht, aber wahrscheinlich haben so viele ein kleines oder größeres Doppelleben geführt. Tobi (von Tobi’s Kanal bei youtube) erzählte mal, dass er als Ältester ab und zu zu Hause eine Ziharre geraucht hat. Sehr lustig. Ja und dann kam auch gleich die Erinnerung auf, als ich vor einigen Jahren selbst mal auf der Karaoke Bühne stand und sang….ok, mit meinem besten Freund zusammen. Ich war vor 3 Jahren ganz alleine in Wien und habe mir die wunderschönen Kunstausstellungen angeschaut. Und vor 2 Wochen war ich ganz alleine bei einer Demo in Berlin mit Fahrrad und Maske gegen die Massentierhaltung. Ich habe vor allen Dingen zum Glück immer Lust auf ein kleines Abenteuer. Meine Neugierde ist groß (geblieben).
    Weiterhin viel Spaß … Liene Grüße, Uli

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