Natalies Diary
Erfolgreich scheitern
Gedanken

Scheitern und Erfolge – alles gehört zu mir

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Heute nahm ich das Buch «Nur nicht unsichtbar werden»* von Nuala O’Faolain in die Hände. Ich lieh es von meiner Schwiegermama aus. Und während ich das erste Kapitel las, öffnete sich ein Fenster in mir, durch das ich wieder sehen konnte, warum und wann ich selbst zu schreiben begonnen hatte. Und was dazu beitrug mein eigenes Buch anzugehen, das nun seit einigen Wochen brach liegt, weil die Ideen nicht mehr fliessen. Das alles hat sehr viel mit der Angst vorm Scheitern und dass andere das sehen könnten, zu tun.

Denn vor vielen Monaten holte ich ein anderes Buch dieser irischen Schriftstellerin mit nach Hause: «Sein wie das Leben».* Diese autobiografische Erzählung berührte mich so sehr, dass mir plötzlich klar war, wie ich mein eigenes Buch verfassen möchte. 

Scheitern und Verletzlichkeit

Nuala ist für mich eine der Frauen, die mich zutiefst inspirieren. Sie hat die Gabe ihre schönen und hässlichen Erlebnisse, ihr Scheitern und ihren Erfolg so nahbar und verletzlich in Worte zu packen, dass man glaubt, einer guten Freundin gegenüber zu sitzen.

Es gibt nicht viele Menschen in dieser von Schein, Schönheit, Erfolg, positivem Denken und unglaublich viel Selbstdarstellung geprägten (vor allem digitalen) Welt, die ihr eigenes Scheitern und ihre Verletzlichkeit zugeben. Und wenn, dann liegt dieses Scheitern, diese Verletzlichkeit ihrer Meinung nach meist in der Vergangenheit, aber heute leben sie hauptsächlich ein Heldenleben und haben alles überwunden, was sie vom Glück abhielt.

Scheitern

Wie wohltuend ist es, wenn man Menschen liest, hört und sieht, die ihr Menschsein komplett annehmen. Die ihr Scheitern genauso offen erzählen, wie ihre Erfolge. Die den Teil in sich selbst, der voller Abgründe ist, nicht verdrängen sondern akzeptieren.

Warum ich von meinem kleineren und grösseren Scheitern erzähle

Und genau so will auch ich schreiben. Was ich veröffentliche soll all das Schwierige, all die Hindernisse, all die Fehler, die ich selbst gemacht habe (und immernoch mache), all die Gefühle, die Gedanken, die Tabus beinhalten, die (m)ein Menschenleben ausmachen.

Warum will ich das eigentlich? Und warum genau soll ich denn all den Scheiss, das Scheitern auch noch veröffentlichen, auf was niemand wirklich stolz wäre? 

Weil wir nun mal alle Menschen inklusive Abgründe und Scheitern sind. Auch wenn uns manche etwas anderes erzählen möchten und sich selbst hauptsächlich in bestem Licht präsentieren.

Nicht JEDER kann ALLES erreichen.

Scheitern

Wir scheitern trotz grosser Anstrengung, Persönlichkeitsentwicklung und neuem Wissen immer wieder in unserem Leben. Aber ich will, dass wir uns deshalb nicht mehr selbst fertig machen und glauben Versager zu sein, “weil die anderen das doch auch hinkriegen. Also müsste ich das doch eigentlich auch.”

Was glaubt die eigentlich wer sie ist?!

Als Nuala O’Faolain ihre Memoiren schonungslos offen schrieb, hatte sie einen Satz im Kopf, den sie glaubte, die Welt würde ihr das bei Veröffentlichung entgenrufen: «Was glaubt die eigentlich wer sie ist!?» Aber dann kam alles ganz anders.  Sie schreibt: «Die Welt, in die meine Geschichte geriet, stellte sich als viel, viel grösser raus, als ich angenommen hatte. Und sie war voller Menschen, die mich kannten, die Brüder und Schwestern waren, obwohl wir uns nie getroffen hatten. Sie freuten sich, dass ich aus dem Dunkel herausgetreten war und sie wollten nun selbst aus dem Schatten heraustreten, der auch ihr eigenes Leben verdunkelte. Ich, die einst stumm gewesen war, hatte meine kleine Stimme erhoben und wurde von einem riesen Chor begrüsst.»

Schreiben Scheitern

Genau das ist der Grund, warum ich selbst über meine Geschichte, Gedanken, Gefühle so offen schreibe. Wenn sich ein Mensch dadurch berühren lässt, so dass er ebenfalls sagt, er nimmt sein ganzes Menschsein an, mit allen Abgründen, Höhen und Tiefen, dann hat es sich gelohnt, meine eigene Verletzlichkeit zu zeigen. 

Profis, die niemals scheitern

Die Welt ist voller angeblicher Profis, Menschen die für ihre Professionalität ihre wahren Gefühle und Gedanken, ihre hässliche Seite (die auch sie haben) verstecken. Dadurch entsteht ein Machtgefälle, eine Hierarchie, die in meinen Augen keinen wirklich konstruktiven Beitrag leistet.

Mir sind diese Profis in allen Bereichen begegnet. Sie sind in der Psychologie und unter Therapeuten zu finden, genauso wie in sämtlichen anderen Sparten, in denen «Professionalität» zählt. Wirklich berührt werde ich persönlich durch solche Menschen nicht.

Professionell
Die Welt ist voller “Profis”

Mich selbst anzunehmen, mich mit allem, was zu mir gehört zu akzeptieren, gelingt mir nicht, wenn ich in anderen nur Profis und mich selbst ständig am Kämpfen sehe.

Nein, die Kämpfe, die ich führe, führen auch andere. Die Abgründe, die ich habe, haben auch andere. Sich ihrer zu schämen oder sie sogar zu verleugnen (vor sich selbst und anderen), macht aus dem Menschen eine unglaublich hässliche Fratze, egal wie lichtvoll und schön, er sich nach aussen präsentiert.

Ein Danke (post mortem, denn leider verstarb sie vor einigen Jahren) an eine grossartige Frau, die mit ihren Büchern sehr vielen Menschen aus dem Herzen spricht und sie wirklich berührt hat.

Welche Frauen und Männer inspirieren Dich? Und warum?

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Misserfolg
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5 Comments

  • Ash-Li

    Tja, “scheitern” gehört eben auch zum Leben, wie Ziele erreichen. Es gibt viele Gründe, warum man scheitert. Einer ist z.B., dass Dir die Seele oder der Körper zeigen möchte, dass Du jetzt einmal eine Pause einlegen solltest, weil Du Dich ansonsten übernimmst. Beim Schreiben nennt sich das “Schreibblockade”. Die kann aber wieder überwunden werden. Wir meinen immer, alles müsste sofort gelingen und in “einem Rutsch” passieren. Aber so ist es nicht. Manchmal braucht man auch Umwege, weil sie wichtig sind. Du könntest etwas Wichtiges übersehen, wenn Du diese Umwege nicht gehen würdest. Wir setzen uns viel zu oft unter Zeitdruck. Dabei ist Zeit im Überfluss vorhanden.
    Scheitern kann man aber auch, wenn man grundsätzlich auf einem Weg ist, der nicht für einen bestimmt ist. Dann muss man “aufgeben” – ob man will oder nicht. Es ist unser Ego, was es dann meist nicht zulässt. Dann kann man wirklich in große Schwierigkeiten kommen.
    Ich denke, es ist gut, wenn man sich den “Ups” und “Downs” des Lebens hingibt. Denn auch sie geschehen nicht grundlos. Letztendlich ist Widerstand eine Mauer, gegen die man rennt und die schmerzt. Das Fließen mit dem, was ist im Leben dagegen, bringt einen weiter – wie ein Schiff in den Wogen des Meeres… 🙂

    • Natalie

      Vielen Dank für Deinen schönen Kommentar. Gerade dieser Gedanke gefällt mir sehr: “Manchmal braucht man auch Umwege, weil sie wichtig sind. Du könntest etwas Wichtiges übersehen.”

  • Sandra Pindur

    Oh, wie berührend!!!!!! Deine Worte sprechen mir aus der Seele! Ich habe gerade Gänsehaut. :-*

    Und grad sagt mir die Seite, dass ich das schonmal geschrieben habe lach haha, ja, aber ich kann leider nicht anders. Ich fühle mich wirklich sehr berührt.

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