Warum Humor gerade jetzt dringend nötig ist!
Was ist Humor eigentlich? Duden: “Fähigkeit und Bereitschaft, auf bestimmte Dinge heiter und gelassen zu reagieren” oder auch “sprachliche, künstlerische o. ä. Äußerung einer von Humor bestimmten Geisteshaltung, Wesensart”.
Noch eine wunderschöne Erklärung: “Humor ist die Begabung eines Menschen, der Unzulänglichkeit der Welt und der Menschen, den alltäglichen Schwierigkeiten und Missgeschicken mit heiterer Gelassenheit zu begegnen” (Wikipedia)
Auch ich war mal lustig
Über sich selbst und auch über andere lachen können – über die Absurditäten und Kuriositäten des Lebens/der Gesellschaft, des Verhaltens von uns Menschen. Ganz besonders anziehend und heilsam: Schwarzer Humor.
Traurig aber wahr: Auch ich war mal lustig. Das Traurige liegt hier in dem Wörtchen “war”. Zum Beispiel hatte ich mich gerne lustig gemacht, hatte auch ganz nette ironische Gesichtsausdrücke drauf, wenn Argumente und Logik beim Gegenüber auf absolutes Unverständnis trafen. Ja, ich konnte auch so ganz natürlich über den Dreck auf der Straße und über unangenehme Dinge lachen, die im Leben allgemein und mir passierten. Ich nahm andere gerne auf die Schippe – und auch mich selbst.
Offen gestanden: Ich wurde in den letzten Jahren ziemlich unlustig. Ich umgab mich fast nur noch mit Menschen, die die Leiden der Welt oder ihres eigenen Lebens beklagten und permanent aufarbeiteten. Ich begab mich freiwillig in die Reihen derer, die nur noch da einen Kurs und dort eine neue Erkenntnis erlangen wollten. Diejenigen, die permanent eine Korrektur an sich selbst und an anderen erreichen wollten und etwas idealistisch durch die Welt trotteten. Es wurde – beinahe schon verbissen – am eigenen Glück gearbeitet. Damit milderten sie und ich leider weder das eigene Leid noch das der anderen auf diesem Planeten.
Der Feind von Humor und Spass: Political Correctness
Im Übrigen: Noch viel weniger wird und wurde das Traurige dieser Welt verändert mit der überbewerteten “Political Correctness” und dem ständigen Gedanken, “doch mit dem was ich sage niemandes Gefühle zu verletzen.”
“Auf rohen Eiern zu laufen” macht die Welt nicht besser. Die Welt wird ein einziges Trauerspiel. Der Humor geht baden und ersäuft dabei.
Über den Sinn des Lebens sinnieren, Tiefgründiges und Ernstes zur Sprache bringen, Verständnis und Empathie für die Gefühle andere Menschen aufbringen….. aber natürlich. Das hat alles seinen Platz und seine Berechtigung. Aber NUR NOCH? Sich und andere ständig korrigieren und neu definieren, wie man sich zu verhalten und zu sprechen hat, das soll die Welt und den Umgang miteinander verbessern?
In meinen Augen macht das die Welt auf Dauer nicht nur schlechter sondern auch freudloser. Und ganz besonders auch unehrlicher. Denn im ernst: Auch wenn wir uns bei so mancher Situation den Kommentar verkneifen, weil der nicht sooooo gut ankommen würde, nicht politisch korrekt oder von manchen sogar diskriminierend oder sogar als Mobbing aufgefasst werden könnte: Wir denken uns ja trotzdem unseren Teil oder? Nur verstecken wir es jetzt einfach mehr vor anderen. Und belügen uns allzuoft selbst, wenn wir uns als „Gutmenschen“ empfinden. Sind wir tatsächlich so viel besser als die anderen in dieser Gesellschaft? Nur weil wir uns gewählter ausdrücken?
Humor baut Brücken
So ganz nebenbei: Humor baut Brücken. Gemeinsames Lachen schafft das, was die besten Verhandlungen und logischsten Gespräche auf Verstandesebene niemals so einfach hinkriegen: Eine Verbindung zwischen Menschen unterschiedlicher Meinung schaffen. Das wichtige dabei ist nur, dass BEIDE Parteien auf dieses Spiel einsteigen. Dass keiner mehr sich selbst so wichtig und ernst nimmt und nicht jede Bemerkung als Beleidigung und Diskriminierung auffasst.
Humor ist, wenn man trotzdem lacht. TROTZ DEM, dass es vielleicht gerade eigentlich gar nichts zu lachen gibt. Lachen über sich, über andere, über die Welt, über die absurdesten Dinge. Und wenn Dir das Lachen bei so manchem, was zur Zeit stattfindet, verloren gegangen ist, dann fang an, es wieder zu suchen. Es lohnt sich. Es wirkt befreiend.
Ich bin gerade dabei, dasselbe zu tun. Ich suche mein Lachen, meinen Humor, meine ironische Ader. Denn mich regt mein eigenes Trauerkloss-Dasein inzwischen tatsächlich auf. Das beste, das Du und ich für diese gebeutelte und gespaltene Welt im Moment tun können? Uns selbst weniger wichtig und ernst nehmen. Über uns selbst lachen. Über das lachen, worüber es nichts zu lachen gibt. Ja, das glaube ich wirklich.
Zum Weiterlesen:
Pro und Contra: Brauchen wir Political Correctness?: Toller Artikel und ich tendiere zum zweiten Teil des Artikels. “DAS RECHT AUF DIE FREIE, UNLIEBSAME MEINUNG WOLLEN DIE VERTRETER DER PC NICHT AKZEPTIEREN”
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