Natalies Diary
Natalie Barth diary
Gefühle,  Sekte

Bloß nicht auffallen und die Sucht nach Anerkennung

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„Bloss nicht auffallen, um keinen Preis.“ schreit jede Zelle in mir.  Ich trage so eine Angst vor negativer Berichterstattung  und Kritik mit mir herum, dass ich mich eigentlich in einem kleinen grauen Kämmerlein verkriechen müsste und nie mehr herauskommen dürfte. Anerkennung scheint so wichtig für mich zu sein. Aber für wen denn nicht?

Erst gestern erhielt ich die Anfrage für ein Interview, gleichzeitig auch mein Mann. Wir sollten ein paar Sätze darüber verlieren, wie wir das Schweizer Urteil empfinden, in dem es um die Zeugen Jehovas und ihre Verleumdungsklage gegen eine Sektenberaterin ging. (Hier kannst Du sehen, um was es ging: Schweizer Urteil).

Und schon heute fand das Gespräch in einem Cafe am See statt. Die Journalistin war sehr sympathisch und einfühlsam, wir fühlten uns sofort wohl mit ihr. Trotzdem blieb und bleibt bei mir immer eine Art Misstrauen gegenüber Zeitungen übrig, ganz besonders aber fürchte ich die Reaktion der Leser, die innerhalb von Sekunden ein ganzes Leben auseinandernehmen und in Frage stellen könn(t)en. 

Die Sucht nach Anerkennung?

Durch alles, was gerade in meinem Leben passiert, erfahre ich mehr und mehr über meine am tiefsten verborgenen Gefühle und Abgründe. Wenn ich hier jetzt so offen darüber schreibe, dass ich fürchterlich anerkennungssüchtig bin, positive Aufmerksamkeit sehr wohl geniesse und auskoste, jedoch die negative Form und jegliche Art von Kritik nur sehr schwer ertragen kann, dann fällt mir das alles andere als leicht. Ich mag diese Seite an mir nämlich ganz und gar nicht und versuchte sie in der Vergangenheit mit aller Macht unter den Teppich zu kehren bzw. auszumerzen. Vergeblich. Ich durfte nun mühsam lernen, dass die Seite nicht verschwindet sondern sich einfach unterschwellig, unbewusst und in entarteter Form nur wieder an die Oberfläche zurückkämpft.

Mich annehmen wie ich bin

Ich entscheide mich dafür, mich so zu zeigen wie ich bin und  genau das auszusprechen, auch wenn es mich unendlich viel Überwindung kostet. Denn einen wichtigen Vorteil hat diese Art der Ehrlichkeit doch gegenüber dem Versuch der Unterdrückung negativer Seiten: Diese miesen Schwächen können einem nicht mehr vorgeworfen und vorgehalten werden. Ich halte sie mir bereits selbst vor. Sie verlieren ihre überdimensionale, angsteinflössende Macht. Und mal ganz ehrlich: Jede Schattenseite hat auch ihren positiven Aspekt. Auch diese Sichtweise war mir lange Zeit verborgen.

So warte ich nun gespannt, was es mit mir macht, wenn der Artikel tatsächlich erscheint und ob ich mit den Reaktionen darauf umgehen kann.

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