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Emotionaler Schmerz – Ich spreche aus, was Du fühlst

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„Du sprichst aus, was ich fühle aber nicht sagen kann. Danke dafür.“ Diese Nachricht hat mich vor ein paar Tagen erreicht. Sie stammt von einer ehemaligen Zeugin Jehovas, die vor kurzem meine Videos auf YouTube entdeckt hat, in denen ich über meinen eigenen Ausstieg erzähle und all das, was  nicht immer einfach zu sagen ist. Themen, die teilweise mit einem Tabu behaftet sind, wie seelischer Missbrauch, emotionaler Schmerz, Ängste, Schamgefühle und Schuldgefühle, die so viele auch noch Jahre nach dem Aussteig mit sich herumschleppen.

Das erste Video habe ich vor über 2 Jahren gemacht. Seitdem ist sehr viel geschehen, auch in mir selbst. Ich fing damit an, weil ich über das, was mir passierte, reden musste. Ich habe das zu meiner eigenen Verarbeitung benötigt. In mir brodelte ein Feuer, das raus und ausgelebt werden musste. Durch das Reden und Schreiben über all das, was ich in der Gemeinschaft von klein auf erlebte, aber auch durch welche Höhen und Tiefen ich durch den Ausstieg selbst ging, habe ich viel bewusst verarbeiten können.

Sich dem ganzen zu stellen, tat höllisch weh! Manchmal dachte ich, ich ertrag es nicht mehr und ich will keine einzige Träne mehr weinen. Aber ich kann heute sagen, dass es sich für mich gelohnt hat, durch diese Zeit durchzugehen, statt den Schmerz wegzusperren und einfach zu versuchen, niemehr daran zu denken.

Emotionaler Schmerz – irgendwann ist es genug

Ich möchte an der Stelle darauf hinweisen, dass Zuviel “Eintauchen in alte Geschichten” auch kontraproduktiv sein kann. Ich muss nicht immer und immer wieder durch diesen Schmerz durchgehen, darüber reden, darüber weinen. Das macht die Vergangenheit nicht ungeschehen und es hindert einen oftmals daran, HEUTE zu leben und einfach glücklich zu sein. 

Die alten Geschichten wegzudrücken, im Jetzt einen auf „Friede, Freude, Eierkuchen“ zu machen und so zu tun, als hätte es all das Schlechte nicht gegeben oder als wäre es gar nicht so schlimm gewesen, wird sich früher oder später rächen. Das andere Extrem, nämlich ständig in der Vergangenheit und im alten Schmerz festzuhängen, ist ebenfalls nicht förderlich für ein glückliches und gesundes Leben. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es eine bewusste Entscheidung – jeden einzelnen Tag – braucht, um die Verantwortung für mein Glück und mein Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Den Schmerz ab einem gewissen Punkt einfach loszulassen und ihn nicht krampfhaft festzuhalten. 

„Hör auf zuviel nachzudenken.

Du brichst Dir Dein eigenes Herz.“

Wir sind nicht oder nur zu einem gewissen Teil verantwortlich für das, was uns in der Vergangnheit passiete. Wir sind aber ganz bestimmt JETZT verantwortlich dafür, wie unser Leben weiterläuft. Emotionaler Schmerz muss kein täglicher Bestandteil des Lebens sein.

Warum muss ich immer wieder darüber reden?

Ich werde nun immer wieder mal gefragt, warum ich denn die Themen „Zeugen Jehovas“, religiöser Missbrauch, Sekten allgemein etc. nicht einfach ruhen lassen kann und mein Leben jetzt – so wie ich es oben beschrieben habe – lebe. Tatsächlich LEBE ich mein Leben, bin glücklich mit dem, wie ich es derzeit erlebe, habe Freude, kann viel Lachen, habe das Gefühl einen wirklichen Sinn für mich gefunden zu haben. 

Warum ich allerdings in grösseren Abständen immernoch Videos mache, Interviews gebe, über die Themen schreibe, ist ein recht simpler Grund. Diesen habe ich bereits in meinem allerersten Satz dieses Artikels angedeutet. „Du sprichst aus, was ich fühle, aber nicht sagen kann. Danke dafür.“ Rückmeldungen wie diese, bekomme ich täglich von wildfremden Menschen. Ich wollte tatsächlich immer mal wieder komplett mit diesem Thema aufhören, aber ich konnte es nicht. Nicht weil ich es selbst noch nicht verarbeitet hätte und deswegen (wie zu Beginn vor 2 Jahren) immer wieder darüber reden und schreiben müsste. Sondern weil ich sehe, was es anderen bringt, wenn ich das öffentlich thematisiere. 

Emotionaler Schmerz – Aussprechen was andere fühlen

Foto von Tima Miroshnichenko von Pexels

Ich tue mir inwzsichen leicht damit, mich öffentlich hinzustellen und einige Tabus und das Schweigen zu brechen. Andere können das (noch) nicht und können vor allem ihren Schmerz nicht in Worte kleiden, geschweige denn verarbeiten. Es ist schön, wenn man tatsächlich einen Therapeuten gefunden hat, der einem hilft, all das Geschehene zu verarbeiten und einzuordnen. Leider ist das selten der Fall, weil gerade bei uns in Europa noch nicht sonderlich viel bekannt ist über das „Religious Trauma Syndrome“, ein Syndrom, das religiös verursacht ist und den Symptomen der Posttraumatischen Belastungsstörung ähnelt. Religiös bedingter Missbrauch und die Folgen daraus werden entweder nicht wirklich erkannt oder teilweise nicht ernst genommen.

Selbst wenn man einen wirklich guten Therapeuten gefunden hat, macht es manchmal einen Unterschied, ob jemand diese schwierigen Dinge selbst erlebt hat oder nicht. Darum funktionieren Selbsthilfegruppen für Betroffene jeglicher Themen auch so gut. “Der andere spricht aus, was ich gerade fühle, aber nicht ausdrücken kann. Und ebnet mir damit den Weg, es irgendwann selbst zu können. Ich weiss, dass ich nicht allein bin, nicht die einzige, die das erlebt hat.”

DAS ist der Grund, warum ich immernoch und immerwieder darüber spreche. Ich habe begonnen, um es für mich selbst zu verarbeiten. Und ich mache weiter, weil es anderen hilft IHRE Geschichte zu verarbeiten.

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Mein Interview im Podcast “Frauenseele – Frauenkörper” von Petra Drachenberg


5 Tipps, um mit emotionalen Schmerzen umzugehen


KEINE MACHT DEN TABUS – Frauen brechen ihr Schweigen

ABSOLUTE NEWS! Am 26.11.2021 erscheint der vierte Band von „Keine Macht den Tabus – Frauen brechen ihr Schweigen“ und ich durfte eine Geschichte aus meinem Leben dafür schreiben

Viele wissen, dass ich seit letztem Jahr an meinem eigenen Buch schreibe. Ich habe bereits eine ganze Menge aus mir herausgeschrieben. Und dennoch fehlt ein grosser Teil, für den ich in den letzten Monaten nicht bereit war. Dann kam vor ein paar Wochen Gabriele Saul auf mich zu. Sie fragte mich, ob ich gerne einen Teil meiner Geschichte, ein Tabu über das wenige sprechen, für ihr neues Buch beizusteuern möchte. Und da machte es „PENG“ . Ich wusste recht schnell, über was ich sprechen werde. Und muss! Worüber ich noch nicht so viele Worte verloren habe, was die Sektenzugehörigkeit und den Ausstieg betrifft. 

Ein Kapitel entstand, in dem ich wiederum ein Stück meiner Geschichte verarbeiten konnte. Wenn Du neugierig bist, um was es geht, dann würde ich mich freuen, wenn Du das Buch bereits jetzt vorbestellst. Es erscheint am 26.11.2021:

*HINWEIS: Das Buch wird über einen Affiliate-Link versehen, wenn Du auf ihn klickst und über diesen einkaufst, bekomme ich von dem betreffenden Online-Shop oder Anbieter eine kleine Provision. Für dich verändert sich der Preis nicht. Auch damit kannst Du mich und meine Arbeit gerne unterstützen, wenn Du das möchtest.

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