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Gefühle

Der Tag an dem ich geboren wurde – mein Geburtstag

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Heute ist mein Geburtstag. Und? Ist das so was Besonderes? Ich werde schliesslich nicht 18 oder feiere was Rundes. Ausserdem erlebe ich, dass die meisten Menschen in meinem Alter schon lange keine ausserordentliche Freude mehr verspüren, ein Jahr älter zu werden. Die Betonung liegt hier auf „älter“.

Ich liebe den Tag meiner Geburt und das obwohl ich ihn niemals feiern durfte. Zeugen Jehovas, die Sekte in der ich aufwuchs, feiern keinen Geburtstag, genau wie alle anderen sogenannten Feiertage. Denn die sind „heidnischen Ursprungs“ und somit für wahre Christen ungeeignet.

Nichtsdestotrotz wusste ich all die Jahre sehr wohl, an welchem Tag ich geboren wurde und ich freute mich einfach. Über mich. Darüber dass es mich gab und dass ich geboren wurde. Das klingt im ersten Moment irgendwie ziemlich selbstverliebt. Und doch spiegelt es etwas wichtiges wieder, das ICH mit Geburtstagen verbinde: Schön, dass ich das Geschenk des Lebens erhalten habe. Dankbarkeit. Selbstliebe.

Die Gründe für das Geburtstags – Verbot

Nein, ich verbinde damit nicht (mehr) zwei Ermordete (Geköpfte), nur weil in der Bibel die zwei erwähnten Geburtstage als Hauptattraktion ebensolches auf ihrem Festprogramm stehen hatten.

Auch verbinde ich damit keine heidnischen Bräuche, nur weil mal jemand einen Geburtstagskuchen mit Kerzen für die Göttin Artemis gebacken hat. 

Mit meinem Geburtstag öffne ich auch Astrologie keine Tür und damit (laut Zeugen Jehovas Logik) gleichzeitig dem Spiritismus – nur weil bei dieser Lehre das Geburtsdatum eine grosse Rolle spielt. (Quelle: https://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/1101990036?q=geburtstagskuchen+kerzen&p=par)

Nein, ich fühle mich dadurch auch nicht wie eine Gotteslästerin, weil ich an dem Tag ungebührliche Aufmerksamkeit auf mich selbst lenke und MIR Ehre geben lasse, anstatt Gott. Dieses Argument auf Hochzeitsfeiern angewandt, die bei den Zeugen Jehovas oft recht pompös und mit dem Brautpaar als Mittelpunkt ausfallen, ist doch schon etwas heuchlerisch.

Und um Gottes Willen, ich habe auch keine Skrupel diesen Tag zu feiern, nur weil die ersten Christen ihn anscheinend nicht feierten. Bei dieser Argumentation frage ich mich, ob ich heute überhaupt irgendetwas tun dürfte, was ich tue, denn seit den damaligen Christen sind 2000 Jahre vergangen und die Welt und der Alltag haben sich doch deutlich verändert seitdem.

Wie ich mir das Nicht -Feiern von Geburtstagen schön redete

Als ich noch bei den Zeugen Jehovas war, versuchte ich mir einzureden, welche Vorteile es hat, den Geburtstag nicht feiern zu müssen. In erster Linie beschränkte sich dies darauf, dass ich gar nicht so viel Geld habe um jedem meiner Freunde, der schon wieder Geburtstag hat, ein Geschenk zu kaufen. Und ich hatte auch keine Lust ständig auf Geburtstagsfeiern zu rennen. Das konnte ich mir also alles sparen: Zeit und Geld. Und ich wollte auch für mich selbst nicht immer eine Party schmeissen, wo ich dann Hinz und Kunz einladen müsste.

Auf die Idee, dass es keinen Zwang geben muss, wenn man sich nicht zwingen lässt, wäre ich nie gekommen. Ich kann selbst entscheiden, und das handhabe ich heute auch so, ob ich etwas schenken will oder nicht. Ob ich zu einer Party gehen will oder nicht. Ob ich selbst eine Party schmeissen will oder nicht.

Ich liebe meinen Geburtstag!

Ich liebe diesen Tag, weil er mich daran erinnert, dass ich wieder ein Jahr länger auf diesem schönen Planeten zugebracht habe.

Und weil ich dieses Geschenk meines Lebens dankbar annehme und bereits 43 Jahre mit Höhen und Tiefen ganz gut gemeistert habe, wie ich finde.

Ist freue mich, dass ich existieren darf. Ist das nicht Grund genug, diesen Tag als etwas ganz besonderes zu betrachten?

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One Comment

  • Margit Ricarda Rolf

    Moin Natalie,
    als Gefischte hatte ich ein vorher und ein nachher. Mit dem Geburtstag war ich aber immer angeschmiert. Es gab nur eine Kleinigkeit als Kind, denn die großen Geschenke gab es ja Weihnachten, also wenige Tage später.
    Aber auch als Erwachsene habe ich so gut wie nie gefeiert. Alle waren im Weihnachtsstress, oft war Glatteis und es war nicht ungefährlich im Winter mit dem Auto zu fahren. Nur einmal habe ich eine kleine Party gegeben. Die Hälfte der Gäste kam nicht.
    Es gibt Menschen, die ihren Geburtstag vom Winter in den Sommer verlegen. Zuerst fand ich das komisch. Inzwischen machen das sehr viele, machen eine Garten- oder Grillparty.
    Du siehst, auch als Nicht-Zeuge ist der Geburtstag nicht unproblematisch.
    Meine Eltern haben irgendwann angefangen zu Geburtstagen und Weihnachten Reiß-aus zu nehmen. Sie machten Urlaub, weit weg von Familie und Freunden. Als wir Zeugen wurden, war es für sie angenehm, sich das seit Jahren angewöhnt zu haben. Nach meinem Ausstieg hat auch niemand mehr groß damit angefangen. Nur meine Kinder haben die alten Traditionen wieder aufgegriffen. Aber so schön wie früher, wurde es nie wieder.
    Das haben die Zeugen tatsächlich geschafft. Die Freude zu feiern will sich nicht wieder einstellen. So geht es dann also eher um gutes Essen als um Party. Aber das ist ja auch nett.

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