Kritik – Wie kann ich damit klarkommen?

Heute ist mal wieder einer dieser Tage, an denen ich so eine sinnlose Kritik von einem wildfremden Menschen bekomme und im ersten Moment sofort mich selbst in Frage stelle. Wie geht man mit Kritik, vor allem im Internet, um?

Seit ich in die Öffentlichkeit ging mit meiner Geschichte, erhalte ich nicht nur positives Feedback. Auch wenn die negativen Rückmeldungen sich sehr in Grenzen halten, produzieren sie in mir doch erst mal ein Gefühl von Unzulänglichkeit.

In solchen Momenten bin ich geneigt, alles hinzuschmeissen, mich in eine Höhle zurückzuziehen und nie mehr irgendwo öffentlich irgendwas über mich zu sagen. 

Teilweise empfinde ich es so verletzend und dann wiederum macht es mich brutal wütend. Ich muss sagen, dass ich glücklicherweise gelernt habe, schneller über sowas hinweg zu kommen als früher, aber es trifft mich trotzdem.

Damit muss man leben

Heute erhielt ich folgende Nachricht unter eines meiner letzten Videos auf YouTube:

Ähnliches bekam ich immer wieder mal in den letzten Monaten. Dazu noch  1000ende Bekehrungsversuche von Jesus-Anhängern, die mir prophezeiten, dass ich nicht gerettet werden würde, wenn ich Jesus nicht endlich als Herrn anerkennen würde – ich verlorene Seele. Drohungen, Angst machen und schlechtes Gewissen einreden – typische Vorgehensweise von Zeugen Jehovas und leider auch Aussteigern, die die Kurve nie kriegten oder Anhängern anderer fundamentalistischer Gruppierungen. 

Mir geht dieser Scheiss manchmal sehr auf den Geist. Aber eins weiss ich inzwischen auch: Das ist etwas, mit dem man leben muss, wenn man in die Öffentlichkeit geht mit seiner Geschichte.

Frustrierte Menschen haben dann eine Projektionsfläche, auf der sie ihre eigene Unzulänglichkeit und ihre Unsicherheit abladen, ohne zu kapieren, dass sie über sich selbst reden.

Das alles verstand ich aber erst dadurch, dass ich mich mit anderen Menschen beschäftigte, die ähnliches erleben, weil sie in die Öffentlichkeit gehen und sich damit verletzbar und angreifbar machen. 

5 Wege mit Kritik umzugehen

Selbst wenn man nicht so viel von sich preisgibt, wie ich es in meinen Videos oder Artikeln mache, erfährt so mancher Kritik oder sogar Mobbing im Internet. Es ist heute sehr einfach geworden. Der Kritiker oder Mobber kann sich ein anonymes Profil zulegen und einfach drauf loswettern. Ohne dass man ihn im echten Leben etwas anhaben kann. Feige. Aber so üblich und bezeichnend für Menschen, die sich selbst als Opfer sehen und keine Eigenmacht verspüren.

Die Frage ist, wie kann man mit solcher Kritik oder sogar mit Mobbing im Internet umgehen? Wie kann man mit Kritik generell umgehen?

Ich habe für mich mal ein paar Punkte aufgeschrieben, die mir sehr helfen. Und vielleicht helfen sie auch Dir, wenn mal wieder Kritik kommt, die sehr verletzend ist oder sogar unter der Gürtellinie daherkommt.

1. Kritik ist super!

Kritik ist super! Denn «Allen Leuten recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann.» Abgesehen davon, ist ein Mensch erst dann beMERKENsWERT, wenn er Ecken und Kanten hat, die manchem sauer aufstossen. Aalglatt ist nichts, was im Gedächtnis bleibt. Kritik ist ein Kompliment, dass viel besser ist, als wenn alle Dir nach dem Mund reden. Mir hilft dieser Gedanke dabei, mich nicht wegen solcher Leute zu verbiegen oder mich zurückzuziehen und etwas aufzugeben, das ich eigentlich gerne mache.

2. Konstruktive Kritik

Ein Mensch, der konstruktive Kritik gibt – also Kritik, die Dich weiter bringt und Dir hilft zu wachsen – wird dies nie auf verletzende Art und Weise machen. Feige Kritik ist oft verletzend und dazu noch meist anonym. Sowieso: Wenn Dich jemand anonym (wie in meinem obigen Fall) zerpflückt, wirf diese Kritik sofort als «unbrauchbar» über Bord. Ein Mensch , der will, dass Du weiter kommst und Dir deshalb Kritik gibt, steht auch dazu. Mit seiner ganzen Person.

3. Kritik sagt viel über den Kritiker

Kritik sagt oft mehr über den Kritikgeber aus, als über den, der kritisiert wird. Oft dient der Kritisierte nur als Projektionsfläche für die eigene Unzufriedenheit mit sich und dem Leben.

Ich zeige Dir das mal an diesem Fall: Die Kritikgeberin scheint ein Problem damit zu haben, wenn jemand für Videos im Internet oder auch Artikel wie hier auf diesem Blog, Geld bekommt. Und das auch noch freiwillig als Spende (wie man das mit diesem digitalen Kaffee machen kann). Es kann sein, dass sie selbst einen Scheiss-Job hat, der ihr keinen Spass macht. Sie kann vielleicht nicht verstehen, dass man für Dinge, die man gern tut, auch noch Geld bekommen könnte. Dass Menschen ihre Wertschätzung für das, was ich tue, tatsächlich durch Geld ausdrücken könnten.

Das ist schade und tut mir leid für sie. Ich selbst bin der Meinung, dass die Welt eine bessere wäre, wenn jeder genau für das bezahlt werden würde, was ihm Freude macht. Egal für was. Denn in diesem Job ist man dann auch wirklich gut. Ich wurde viele Jahre lang dafür bezahlt, dass ich in einer Bank arbeitete. Ich war nicht glücklich. Und meine Arbeit war nicht grade bereichernd für diese Welt – wenn nicht sogar eher das Gegenteil. Hier hätte aber niemand in Frage gestellt, dass ich dafür auch noch Geld bekomme.

Wenn ich heute Wegbegleitung für Frauen anbiete oder wenn ich Videos und Artikel schreibe und entweder regulär per Stundensatz oder durch freiwillige Spenden für die kostenlose Arbeit bezahlt werde, dann ist das etwas, womit ich auch wirklich etwas Gutes tuen kann. Das mir im Übrigen noch Spass macht. Ich mache also mir selbst und anderen damit das Leben angenehmer. Und ich bin dankbar für diese Wertschätzung meiner Arbeit (Geld ist nichts anderes als ein Ausdruck von Wertschätzung).

4. Kritik hat mit mir zu tun

Wenn ich mich durch diese Kritik betroffen fühle, hat es auch immer ein Stück weit mit mir selbst zu tun. Dieser 4. Gedanke tut am meisten weh. Denn ich muss meine eigenen wunden Punkte nochmal anschauen. Oder besser gesagt: Ich DARF diese wunden Punkte sehen. Denn vielleicht berührt der Kritikgeber (übrigens narzistisch gestörte Persönlichkeiten können diese wunden Punkte bei anderen erstaunlich schnell herausfinden und dann darauf herumreiten) etwas, das ich selbst lange nicht bereit war, anzusehen.

Vielleicht habe ich Glaubenssätze (z.B. «Ich bin wertlos») in mir, die mich in meinem täglichen Leben ein Stück weit behindern. Mir sind sie nicht wirklich bewusst und deshalb kann ich sie nicht ändern. Aber durch solche Situationen werden sie mir bewusst gemacht. Genau das kann ein Geschenk sein fürs eigene Wachstum.

5. Stärke Dein Selbstwertgefühl

Stärke Dein Selbstwertgefühl! Die Ursache, warum uns Kritik (selbst gutgemeinte, gerechtfertigte und konstruktive Kritik) aus der Bahn werfen kann, ist fehlendes Selbstwertgefühl. Nicht jede Kritik ist schlecht, manche kann uns , wie gesagt, auch sehr weiterhelfen und uns wachsen lassen.

Aber Kritik anzunehmen oder ungerechtfertigte Kritik an uns abprallen zu lassen, das ist eine Kunst, die mit der Fähigkeit der Selbstannahme und dem Gefühl von Selbstwert zu tun hat. Wenn ich mir selbst genug Wert beimesse, weiss was ich kann und wer ich bin, dann kann keine Kritik der Welt (egal ob ungerechtfertigt oder fördernd) mich komplett aus der Bahn werfen. 

Das Geschenk der Kritik und ein Geschenk für Dich

Kritik kann übrigens IMMER ein Geschenk sein, egal ob konstruktiv oder nicht. Für mich sind solche Kommentare ( wie der obige) inzwischen ein Motor, eine Energiequelle. Denn sie treiben mich an, etwas Sinnvolles daraus zu machen – wie zum Beispiel diesen Artikel zu schreiben und mir eine Hilfe für alle auszudenken, die Kritik als sehr verletzend empfinden.

Für Dich und für mich (denn ich muss mich selbst auch immer wieder dran erinnern) habe ich die 5 Punkte dieses Artikels auf einem extra PDF zum Runterladen und an die Wand hängen, zusammengefasst. Ein kleiner Reminder und Mutmacher von mir für Dich (und eben auch für mich ;-)).

Lass ihn Dir von mir per E-Mail zuschicken:

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Und sag mir gerne, was Dir zu dem Thema noch einfällt bzw. wie Du mit Kritik umgehst. Ich bin gespannt.  

Zum Weiterlesen:

Wie Du Deinen Selbstwert stärken kannst: Hier findest Du einige Tipps!

Und über das Thema «Selbstwertgefühl» habe ich vor einiger Zeit schon mal einen Artikel geschrieben: SELBSTWERTGEFÜHL: WAS BIN ICH MIR EIGENTLICH SELBST WERT?