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Meinungsbildung in Gefahr – Dummheit grassiert

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Das Recht auf Meinungsfreiheit sehen viele im Moment in Gefahr. Ich allerdings sehe eher das Recht auf MeinungsBILDUNG bedroht – ganz einfach deshalb, weil immer weniger Menschen davon Gebrauch machen. Dummheit nervt. Vor allem im Netz.

Dumm ist für mich nicht derjenige, der ungebildet ist. Dumm ist für mich derjenige, der ungebildet bleiben will, obwohl er die Möglichkeit hätte, sich weiterzubilden.

Und mit Bildung meine ich nicht unbedingt eine akademische Laufbahn.

Bildung fängt damit an, dass ich mir zu einer Situation nicht nur meine eigenen Gedanken mache, mich nicht nur auf meine eigenen Erfahrungen stütze. Vor allem, wenn ich mir von Aussen Informationen hole, sollte ich mir verschiedene Seiten ansehen, nicht nur die, die meine Meinung stützt.

Meinungsbildung im Netz

Die Dummheit in den Sozialen Netzen grassiert gerade so exorbitant, dass mir beinahe schlecht wird. Ja, Du hast richtig gelesen. Ich kann das fast nicht mehr ertragen. Da werden in einer Flut, die nicht abreisst, die schrägsten Mythen (ich sage absichtlich Mythen und nicht Theorien) unreflektiert geteilt, einfach nur, weil sie der eigenen Meinung entsprechen. 

Und da man die Corona-Krisen-Situation nicht haben möchte, muss jeder, der die «Krise kritisiert», egal in welchem Punkt (Massnahmen, Maskenwirksamkeit, Statistiken, Freiheitsberaubung, Gefährlichkeit etc.) recht haben.

«Ja, endlich mal ein glaubwürdiger Arzt, der nachdenkt.» las ich vor kurzem. Glaubwürdig war er nur deshalb, weil er die eigene Meinung stützte und weil er zusätzlich noch den Titel «Arzt» trägt, was anscheinend dazu befähigt zu jedem Thema, das irgendwie mit dem menschlichen Körper zusammenhängt, ein «Fachmann» zu sein.

Der Feind wird zum Freund, wenn er meiner Meinung ist

Ich habe 4 Jahre lang Naturheilkunde in der Schweiz studiert. Aus einem bestimmten Grund: Ich war mit vielem nicht mehr konform, was in der modernen Medizin passierte. Eigene chronische Erkrankungen und das «Nicht mehr weiter wissen» von Medizinern, haben mich dazu geführt, mir Alternativen zu suchen und die Zusammenhänge im Körper besser verstehen zu wollen. Ich habe sehr viel Nützliches gelernt und bin der Überzeugung, dass sich moderne Medizin und manche alternative Heilmethoden gut ergänzen könnten.

Warum erzähle ich Dir das? In dieser Ausbildung lernte ich sehr viele Menschen, inklusive Lehrer, kennen, die in der modernen Medizin hauptsächlich einen Feind sahen. Ärzte, Pharmamedizin – alle korrupt. Mir schlugen fanatische und verschwörungsmythische Erklärungen nur so entgegen. Genau diese Personen zitieren nun Ärzte, die ihre Meinung stützen, obwohl sie doch einmal zum «Feind» gehörten. 

Dass viele «alternativmedizinisch denkende Menschen» jetzt plötzlich auf die Meinung von Ärzten hören, wundert mich schon sehr.

Kritisches Hinterfragen gehört zur Meinungsbildung

Anfangs übernahm ich übrigens vieles von den Behauptungen aus der alternativen Szene unreflektiert. Es hörte sich einfach total plausibel an. Und schliesslich hatte ich ja selbst einige unschöne Erfahrungen mit der modernen Medizin gemacht, wusste dass sie bei chronischen Erkrankungen manchmal an ihre Grenzen stösst. So mancher Arzt, den ich konsultierte, entpuppte sich für mich zu einem reinen Pillenverschreiber ohne wirklichem Interesse an meiner Gesundheit. Und darum hinterfragte ich immer mehr, ob die moderne Medizin und die Halbgötter in Weiss wirklich so anbetungswürdig sind. Sollte ich meine Heilung wirklich ausschliesslich in ihre Hände legen?

Mit der Zeit allerdings wurde mir bewusst, dass ich auch in der Alternativmedizin wieder anfangen sollte, kritisch zu hinterfragen und selbst Nachforschungen anzustellen. Nur weil ein Lehrer besonders charismatisch ist, heisst das nicht, dass grundsätzlich alles richtig ist, was er so von sich gibt. Wenn ich ehrlich war, dann musste ich ausserdem zugeben, dass ich ohne die moderne Medizin eine ganze Zeitlang ziemlich alt ausgesehen hätte und meine Lebensqualität brutal mies gewesen wäre.

Ich habe gelernt, die Vorteile aus verschiedenen Medizin-Systemen zu nutzen. Man muss sich nicht für das eine ODER das andere entscheiden.

Auf die aktuelle Situation bezogen: Man kann, muss und sollte gerade jetzt sein Immunsystem stärken. Absolut! Gleichzeitig kann man die Gefahr ernst nehmen und Vorsichtsmassnahmen ergreifen. Das hat nichts mit Angst sondern mit Weitsicht zu tun.

Wahrheit ist nicht Wahrheit, nur weil ich 100% überzeugt bin

Meine jahrelange Sektenerfahrung hat mich eines gelehrt: Nur weil ich persönlich ABSOLUT überzeugt bin, dass ich die «Wahrheit» weiss, heisst das nicht, dass es tatsächlich so ist. Denn Berichte, Beweise, Studien, Forschungen etc.  (und die hätte es zur genüge gegeben, wenn ich es wirklich hätte wissen wollen), die eine andere Sicht zeigten, wollte und durfte ich mir nicht reinziehen.

Seit Anfang der Krise sehe ich mir verschiedene Erklärungen zur Situation an. Ich hörte mir Wodarg, Bhakdi und Co. an, einfach, weil ich nicht von vornherein eine andere Sicht auf die Dinge ablehnen wollte, sondern neugierig war, was da ein paar Menschen abseits der Fachpersonen sagen, die in den Medien zu Wort kamen. Ich hörte mir auch Drosten und andere Virologen an und finde es immer noch wahnsinnig spannend, etwas zu einem Gebiet zu erfahren, über das ich eigentlich kaum Bescheid weiss.

So funktioniert übrigens «Meinungsbildung». Ich persönlich kann mir in dem Thema nur eine subjektive MEINUNG bilden, aber nicht behaupten, ich wüsste genau Bescheid. Ich weiss, wo meine Grenzen sind. Viele wissen das offenbar nicht mehr und spielen sich im Netz als Pseudowissenschaftler auf. Und ja, auch ein Mensch mit dem Titel “Arzt” ist nicht vor Dummheit gefeit. Diejenigen, die wirklich eine Ahnung haben, halten sich mit schwarz-weissen Aussagen übrigens ziemlich zurück und benutzen des öfteren einmal die Worte: “Nach aktuellem Kenntnisstand.” oder “Mehr wissen wir im Moment nicht.” oder “Wir müssen sehen, wie es sich entwickelt. Allerdings wäre es ratsam jetzt so zu handeln, um ein Risiko zu vermindern.” Ein Herr Drosten kann das beispielsweise sehr gut.

Das Recht auf Meinungsbildung ist in Gefahr

Leider verschwindet immer mehr die Nutzung des Rechts auf MeinungsBILDUNG. Sich eine Meinung bilden, ist dann doch etwas anderes, als einfach einen Artikel, den Post eines anderen auf Facebook oder ein Foto mit einem Spruch zu lesen und dies ohne viel zu überlegen gleich weiter zu teilen.

Eine Meinung habe ich mir nicht gebildet, wenn ich etwas lese, was meinem Weltbild entspricht und dann dazu stehe und dies teile. Eine Meinung bilde ich mir durch viel Nachforschungsarbeit und zwar auch dort, wo meine Weltsicht nicht vertreten wird. Erst nach dem Studieren sehr vieler Aspekte, Sichtweisen und Meinungen UND dem Zugeständnis, dass ich trotzdem vielleicht noch keine wirkliche Ahnung in dem Thema habe oder sogar meinen Standpunkt von Zeit zu Zeit revidieren muss, kann ich sagen, ich BILDE mir eine Meinung.

Und schön wäre es, wenn man nach Bildung der Meinung noch einen kleinen Spielraum offenhalten könnte, dafür, dass auch der Gegenüber recht haben könnte. Und dass mein eigenes komplettes Weltbild falsch sein könnte.

Zu den meisten «Wodarg und Co.» – Posts, die ich sah, forschte ich nach. Es interessierte mich wirklich. Das geht in Zeiten des Internets relativ einfach (finde ich zumindest). Manche Widersprüche, Ungereimtheiten, Falschaussagen stechen mir dabei so brutal ins Auge, dass es schwer für mich ist darüber einfach hinwegzugehen.

Man wird – und das muss ich dazu sagen – allerdings keine wirkliche Bildung erlangen, wenn man grundsätzlich alles, was aus der Feder vom «Mainstream» stammt (ob es die gängigen Medien, die WHO, Pharma oder Virologen sind) in Zweifel zieht. Und alles glaubt, was einem von sogenannten «alternativen» oder «unabhängigen» Quellen erzählt wird. Nur weil es die eigene Meinung stützt.

Die Bewältigungsstrategien in einer Krise

Im Übrigen sind diese «Bewältigungsstrategien» ganz normal für eine Krise. Es gibt die, die die Pandemie leugnen und was von «Licht und Liebe» faseln, weil sie ihrer eigenen natürlichen, menschlichen Angst nicht ins Auge sehen wollen.

Manche davon sind sich – ganz konform der Aussage “Ich kann ALLES erreichen, was ich will” – ihrer eigenen menschlichen Grenzen nicht mehr bewusst.

Es gibt auch die, die sich nur noch aufregen, wettern und nach Schuldigen suchen. “Da muss doch was anderes, da muss doch eine Verschwörung dahinterstecken.”

Und natürlich gibt es auch die, die komplett ihrer Angst und Panik verfallen, ohne zu sehen, dass es in einer Krise auch immer eine Lösung gibt.

In diesem Artikel werden ebenfalls 5 Typen beschrieben, die unterschiedlich mit Krisensituationen umgehen.

Wie man lernen kann, mit einer Krise umzugehen, ist nochmal ein anderes Thema. Und es IST ein Lernen, für uns alle, denn niemand von uns hat bis jetzt eine vergleichbare Situation erlebt.

Was ist richtig? Die Meinung der Mehrheit oder der Minderheit?

Etwas ist mir in der ganzen Thematik noch sehr deutlich bewusst geworden: Von einem kleinen angeblich «erwachten» Teil der Menschen wird ja oft alles als «Mainstream»-Mist abgetan, was ein Grossteil der Menschen glaubt (im «Faschjargon» der Verschwörungsmystiker die «allgemeinen Schlafschafe»).

Das Credo: Nur weil die Mehrheit es glaubt, ist es noch lange nicht wahr. Und damit gehe ich sogar einig.

Allerdings ist dieser Satz genauso richtig: Nur weil eine Minderheit es glaubt, ist es noch lange nicht wahr. 

Und genau da sehe ich das grosse Problem im Moment. MeinungsBILDUNG im Vorfeld ist einfach ein bisschen komplexer, als die Meinung im Anschluss zu teilen.

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