Natalies Diary
Natalie Barth diary
Gedanken,  Sekte

Spirituelle und weltliche Arroganz

Gerade las ich einen sehr interessanten Artikel «Spirituelle Arroganz – Ein gefährlicher Fallstrick auf dem Weg zur Freiheit». Grundsätzlich geht es in dem Artikel darum, dass wir uns auf unserem eigenen Weg der Entwicklung als Mensch, vor allem in der Persönlichkeitsentwicklung, manchmal verrennen. Wir glauben, dann wir haben eine neue Erkenntnis, diese wäre der Weisheit letzter Schluss und diese Erkenntnis/dieses Konzept wird nun auch auf sämtliche andere Menschen angewendet. Ich selbst habe diese Fallgrube an mir selbst und auch an vielen anderen immer wieder erlebt.

“Auf der Oberfläche fühlt sich das sehr gut und sehr spirituell an und gibt uns ein Gefühl der Erhabenheit.

Oft auch gegenüber anderen Menschen. Und dann fühlen wir uns insgeheim besser, urteilen und stecken oft auch noch die eigenen Griffel im Getriebe anderer Leute, weil wir meinen, besser zu wissen, was für sie gut ist oder nicht.” (Quelle: https://compassioner.com/allgemein/spirituelle-arroganz-ein-gefaehrlicher-fallstrick-auf-dem-weg-zur-freiheit/)

Ich möchte ein paar Dinge aus dem Artikel noch auf etwas anderes, aktuelles anwenden: 

Gerade begegnen mir sehr viele “Erleuchtete”, ? die glauben nun die ganze Wahrheit über die Corona-Krise kapiert zu haben, wissen nun, wer alles wirklich und aus welchen Motiven dahinter steckt (Beispielsweise Bill Gates um nur einen von vielen zu nennen, der hier an den Pranger gestellt wird) und die anderen Menschen sind einfach “dumme Schlafschafe”.

Ein bischen mehr Demut wäre mal angesagt, oder? 

 Denn “Unsere Fähigkeit, wirklich zu verstehen, was abgeht, vor allem bei anderen Menschen, ist ultra-stark begrenzt.”

(Quelle Compassioner, siehe oben)

Aber nicht nur andere Menschen, deren Motive oder Persönlichkeit können wir nicht wirklich verstehen, auch wenn wir das manchmal glauben, wenn wir so knallhart urteilen. 

Egal ob sich jemand als “spirituell” bezeichnet oder nicht (nur hab ich einfach leider festgestellt, dass mir gerade in der angeblich spirituellen Welt, in der Alternativmedizin usw…. diejenigen, die glauben, sie wissen schon was und wer wirklich hinter allem steckt besonders häufig begegnen): 

Zu “wissen, zu verstehen” was wirklich Sache ist im Falle der Corona-Krise –  im Gegensatz zu der Allgemeinbevölkerung oder auch im Gegensatz zu  Menschen, die tatsächliches Wissen haben in ihrem Fachgebiet – das offenbart nicht nur alles andere als Demut oder «Spiritualität» sondern auch Dummheit. Sich der eigenen Begrenztheit nicht mehr bewusst zu sein ist in meinen Augen weder spirituell noch weise. 

Wenn ein Virologe, der seit Jahren auf seinem Gebiet forscht immer wieder eingesteht, dass er sehr wenig weiß und seine Ansichten revidieren muss, wenn er etwas neues rausfindet, mutet die Alternativtherapeutin (und ich bin selbst eine, das ist also nicht abwertend gemeint), die mit 100%iger Sicherheit weiß, dass das Virus bloß ein schlimmer Grippevirus ist und die Probleme nicht vom Virus sondern von 5G kommen, doch etwas seltsam an.

Ich wurde in den letzten Monaten immer wieder sehr in Erstaunen versetzt, allein durch die Selbstverständlichkeit, mit der Menschen wie Du und ich, ihre «plausiblen» Ideen ihrer Krisen-Version in die Welt rausbliesen. Als ob sie auch nur einen Hauch einer klitzekleinen Erkenntnis hätten, die sie sich natürlich nicht durch jahrelanges unvoreingenommenes Forschen erarbeitet hatten, sondern von anderen Menschen, die ebenfalls ihre eigenen Grenzen masslos überschätzen, übernommen haben. 

Ich habe solche charismatischen und oft «spirituell» angehauchten Lichtgestalten in den letzten Jahren zu den verschiedensten Themen reden hören. Vieles mutet im ersten Moment durchaus plausibel an. Manches ist sogar belegbar, wird aber wiederum gemischt mit Dingen, die alles andere als belegbar sind, um im Anschluss als absolute Wahrheit und alleingültiges Weltbild an die hörigen Zuschauer verkauft zu werden.

Mich stört nicht, dass Dinge, Ansichten, Erkenntnisse in unserer Gesellschaft in Frage gestellt werden. Das empfinde ich sogar als überaus wichtig.

Mich stört der verbohrte Fanatismus, mit dem viele vorgehen – ganz besonders jetzt während einer weltweiten Krise, in der es eher um Zusammenhalt und Unterstützung gehen sollte. Und auch um das Überdenken unseres generellen Lebenswandels: Wie gehen wir eigentlich mit unseren Ressourcen (Menschen, Natur, Tiere) um. Darin wäre es im Moment schlauer, die Energie zu investieren.

Wenn Menschen nicht mehr bereit sind, sich selbst und ihre neu gewonnen Erkenntnisse in Frage zu stellen, dann stört mich das, ja. Ich hab es selbst so gemacht, sowohl in der Sekte, in der ich aufwuchs, als auch nach dem Ausstieg, als ich mir ein neues Weltbild versuchte zusammenzuzimmern. 

Darüber spreche ich auch in meinem Buch, das ich gerade schreibe, mehr dazu, wann das herauskommt, erfährst Du auf jeden Fall, wenn Du diesen Blog abonnierst.

2 Comments

  • Tom Waterman

    Liebe Natalie,
    eine nicht nur äußerlich sehr schöne Webpräsenz mit fantastischen Themen. Ich bin gespannt wie du dich darin weiter entwickelst!
    Dein Schritt in deine individuelle und spirituelle Sicht (durch Erfahrungen) auf der Ebene der bedingungslosen Liebe, werden dich weiter in deine freimachende Klarheit führen in der du schon ein großes Stück weit zu Hause bist! Alles Liebe!

    • Natalie

      Lieber Tom,
      Danke sehr, das freut mich sehr, dass es Dir gefällt. Ich bin auch sehr gespannt, wie sich das in der nächsten Zeit entwickelt hier.
      Alles Liebe auch für Dich!

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Entdecke mehr von Natalies Diary

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen