Natalies Diary
Natalies Diary Constanze Kleis
Gedanken

Wie man der Tyrannei der Selbstoptimierung entkommt

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Man kann es eindeutig übertreiben! Wie Selbstoptimierung bis zum Erbrechen und die Lebensverbesserungs – Tyrannei von der Glücksindustrie eingesetzt werden. Ein Buchtipp.

Die Glücksindustrie, die Selbstoptimierungs-Branche und die Lebensverbesserungs-Tyrannen wollen uns seit Jahren weismachen, wir könnten alles erreichen, was wir wollten. Wenn wir es nur GENUG wollten.


In dem Maße aber, indem man uns die totale Kontrolle verspricht, verlernen wir, es auszuhalten, dass es die nicht gibt! 


“Wir verlieren zunehmend unsere Frustrationstoleranz – mit Konsequenzen, wie man sie etwa bei den Anti-Corona-Demonstrationen erleben konnte, als panische Angstbeisser zum Heulen auf die Straße gingen. Weil sie nicht mal mehr das kleinste jener Ohnmachtsgefühle aushalten können, die dem Dasein nunmal serienmäßig mitgeliefert werden. Wie die Lebensverbesserer erst für die allgemeine Verunsicherung sorgen, die sie behaupten, uns ersparen zu können…” darum geht es in diesem Buch, dass ich gerade lese: “Das Leben ist zu kurz für Mimimi” von Constanze Kleis.

Selbstoptimierung als Glücksfaktor

Es geht um Liebe, Freizeit, Altern, Elternschaft, Glücksgefühle, um Krisen und Krankheiten – Corona inbegriffen. Denn in genau diesen Themen wird uns doch von allen Seiten eingetrichtert, wir müssten noch ein wenig – natürlich mit teurer Hilfe von aussen – an den Schräubchen des Glücks drehen und die Selbstoptimierung vorantreiben.

Es reicht nicht mehr ein Partner, mit dem man sich recht gut versteht, nein, es muss der Seelenverwandte sein, der Dich in allem ergänzt. Du kannst auch gar nicht glücklich sein in Deinem 9 to 5 Job, denn das ist nunmal einfach nicht “in” – also los, mach Dich mit Deinem Herzensbusiness selbständig! Du verdienst nur 5-stellig im Jahr? Warum denn, wenn Du 5-stellig am Tag verdienen kannst!? Du siehst mit 40 aus wie eine 40-jährige? Also wirklich! Das muss doch nicht sein, es gibt so viele Möglichkeiten, das Altern bis 105 rauszuzögern und sich dann noch einen 20-jährigen Lover zu suchen.

Du gehst noch nicht “Waldbaden” und tust damit das Beste für Deine hundsmiserable Gesundheit? Also, dann such Dir schleunigst einen Waldbadeberater, der Dich anleitet, wie man durch den Wald zu gehen hat, damit es ein Bad wird. Du kannst die absolute, ultimative Gesundheit erreichen, mit ein paar wenigen Wundermittelchen, die Deine Zellen solange erneuern, bis Du Dich mit 80 wie ein Baby fühlst (Benjamin Button ist also nicht nur ein Film sondern knallharte Realität!) und Dein Immunsystem so aufboostern, dass Du Deine nächsten Ferien getrost in einem Ebola-Gebiet verbringen kannst und Dir den Virus sogar spritzen lassen könntest, ohne krank zu werden.

Tretmühle des Glücks

“Tretmühle des Glücks” wird das Phänomen von Soziologen genannt, wenn man ewiglich damit beschäftigt ist, sein Leben zu optimieren und sich nicht damit zufrieden geben kann, dass das Leben an vielen Stellen überhaupt nicht geändert werden kann, auch wenn eine milliardenschwere Glücksindustrie uns das seit einigen Jahrzehnten weismachen möchte.

Da wird uns von besonders spirituellen Leuten erzählt, wie korrupt die Pharmaindustrie ist und dass ALLES, was diese anbietet nur dazu da ist, gewisse Leute zu bereichern. Und völlig unbeachtet lassen diese Menschen die Tatsache links liegen, dass der Markt der Spiritualität, der Esoterik, der alternativen Gesundheitsoptimierung, die Branche der Persönlichkeitsentwicklung und Lebensqualitätsverbesserung, in einem nie dagewesene Ausmass Milliarden erwirtschaftet und deren Gurus zu steinreichen Leuten macht.

Ich bin alles andere als dagegen, hier und da etwas in seinem Leben verbessern zu wollen. Wäre die Menschheit im allgemeinen einfach nur zufrieden gewesen, hätten wir so viele bahnbrechende und lebenvereinfachende Erfindungen niemals erreicht. Es geht um ein gesundes Mittelmass. Es geht darum, im Grossen und Ganzen das eigene Leben und die eigene Person nicht ständig in Frage zu ziehen und zu glauben, das Glück hängt von Dingen ab, die noch in Ordnung gebracht werden müssten. Und vielleicht geht es auch darum, anzuerkennen, dass ein Leben in 24-Stunden-Glückseligkeit gar nicht so erstrebenswert ist, sondern eher langweilig. Vor allen Dingen aber einfach nicht machbar und unrealistisch.

Ohne Selbstoptimierung alles doch ganz einfach

Die Suche nach dem Glück macht Menschen zuverlässig unglücklich.

(aus dem Buch “Das Leben ist zu kurz für mimimi”)

“Denn am Ende ist es dann doch ganz einfach. Da genügt es nämlich, einfach herrlich unzulänglich, großartig verkorkst, biografisch versehrt, ganz schön beratungsresistent und gerade deshalb ziemlich gut genug zu sein – und sich bloß nichts anderes mehr einreden zu lassen.” (Zitat aus dem Buch)

Nicht ständig alles optimieren zu müssen und einfach mal zufrieden mit dem IST-Zustand sein – wie unvollkommen er auch scheinen mag – das ist wohl eine DER Herausforderungen unserer Zeit schlechthin. Der Beratungsmarkt und die Psychoindustrie boomt wie noch nie zuvor. Es auszuhalten, dass wir Dinge auch NICHT ändern können, WOW, schon fast ein revolutionärer Akt! Und dann trotzdem das Beste daraus zu machen, nicht den Kopf in den Sand zu stecken und lieber ein zufriedenes als ein zum Bersten glückliches Leben zu führen – bis Du dabei?

Ich wünsche Dir viel Freude mit diesem Buch*!

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